Dramatische Bedingungen: Wochenlanger Tiertransport findet Ende
Unter mutmaßlich dramatischen Bedingungen werden Tausende Rinder auf einem Frachtschiff transportiert. Nun soll das Ziel erreicht sein.
Rund 3.000 Rinder, die über Wochen auf einem Frachtschiff um die Welt transportiert wurden, sind vermutlich von Bord. „Alle Tiere sind bereits entladen“, teilte Fernando Fernández vom uruguayischen Unternehmen Ganosan mit, das für den Export der Tiere verantwortlich ist.
Der Transport hatte am 11. September den Hafen von Uruguays Hauptstadt Montevideo mit Kurs auf die Türkei verlassen. An Bord waren 2.901 Rinder. Anders als geplant, wurden die Tiere jedoch nicht in der Türkei ausgeladen: Der Importeur weigerte sich, die Rinder anzunehmen. Als Grund wurden Unstimmigkeiten in den tierärztlichen Zertifikaten angegeben.
Um einen Rücktransport zu vermeiden, steuerte der Frachter dann Libyen an. Nach den Angaben von Fernando Fernández lief das Frachtschiff am 21. November in den Hafen der libyschen Stadt Bengasi ein, die Tiere wurden etwa zwei Tage später entladen. Augenzeugenberichte und Satellitenbilder bestätigten die Anwesenheit von Transport-Lkws im Hafen von Bengasi.
„Einer Quelle zufolge verließen Tiertransporter am Sonntag mit Tieren beladen das Hafengelände. Lkws sind auch auf einem Satellitenbild zu sehen. Damit ist erwiesen, dass mindestens ein Teil der knapp 3.000 Rinder aus Uruguay in Libyen ausgeladen wurde – in einem Land ohne funktionierende Tierwohl- und Transportkontrollen“, kritsierte die Animal Welfare Foundation (AWF).
Mögliche Signalabschaltung über drei Tage
Das Schiff verließ Bengasi schließlich am 24. November und ist laut seinem AIS-Signal nun auf dem Weg nach Alexandria in Ägypten, wo es voraussichtlich am 27. November eintreffen wird. Damit endet offensichtlich die über 70-tägige Reise. Wie viele Tiere auf dem Transport verendeten, ist nicht bekannt.
Auffällig ist laut der Tierschutzorganisation, dass das Schiff drei Tage ohne AIS-Signal unterwegs war. „Wir gehen aufgrund der langanhaltenden Signalabschaltungen davon aus, dass während dieser Phase tote Tiere über Bord geworfen wurden und die sich über zwei Monate angesammelte Gülle illegal abgelassen wurde“, so die deutsche Abteilung der Stiftung in Freiburg.
Ein Satellitenbild zeigt, dass nach dem Verlassen von Bengasi die zuvor auf dem Deck gestapelten weißen Säcke, die vermutlich die Überreste von an Bord verstorbenen Kühen enthielten, verschwunden waren. Dies deutet darauf hin, dass die Tiere entladen und ihre Überreste entsorgt wurden. „Wir erleben hier einen der schwersten Tierschutz- und Meeresschutzverstöße der letzten Jahre – und ein weiteres Beispiel für das strukturelle Versagen beim Handel mit lebenden Tieren“, sagt Maria Boada Saña, Tierärztin bei der AWF.
Lebendtransporte auf dem Seeweg stehen immer wieder in der Kritik. An der Spitze der Exportländer von lebenden Rindern stehen Australien, Brasilien und die USA, erst mit Abstand folgt Uruguay.
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