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Donald TrumpGolf von Mexiko auf der Brust, aber Heinz-Ketchup im Nacken

Widerstand gegen den US-Präsidenten zu zeigen, ist gar nicht so einfach. Oder ist Musk jetzt plötzlich einer von den Guten?

Gegen Ketchup-Flecken hilft Ketchup-Boykott Foto: imago

T rump hier, Trump da, Trump jetzt schon wieder. Ich halt’s nicht mehr aus. Damit bin ich wahrscheinlich nicht allein, deshalb teile ich hier mein Leid und suche Rat. Dauernd neue Zölle und Dekrete, weg mit den Migranten, back to Mexico, weg mit Papierstrohhalmen, back to plastic! Jeden Tag nur Trump, Trump, Trump. Gegen diese Tyrannei der Trumpeltaten muss man doch was tun! Nur was?

So mächtig und global einflussreich die taz auch ist: Noch eine kritische Titelseite mehr wird Trump kaum schaden, im Gegenteil, er sieht sich liebend gern als „Raubritter“ im Spiegel, nichts freut den Narziss mehr als Bad Publicity von linksliberalen Europäern. Aber gar nichts tun geht auch nicht.

Also US-Produkte boykottieren? Okay, auf einen Tesla verzichte ich gern. Aber was kann denn beispielsweise Heinz, das Lieblingsketchup meiner Frau, dafür, das gehört doch der Frau von Ex-Außenminister Kerry, einem Demokraten. Oder Coca-Cola: Da gäbe es zwar doppelt Grund zum Boykottieren, weil Lieblingsgetränk von Markus Söder, es wird aber nicht in Trump Country, sondern in Deutschland produziert.

Zum Protestieren in die USA zu fliegen, wäre möglich, aber teuer. Und so wichtig ich mich finde: Eventuell wären Kosten und Schaden eines Transatlantikflugs doch größer als der Nutzen meiner Anwesenheit bei einer Demo. Herrgott noch mal, wie soll man denn dann ein Zeichen setzen? Ha!

Immer nur Trump, Trump, Trump. Dagegen muss man doch was tun

Als hätte es jemand geahnt, wonach ich suche, wird mir Werbung für „Gulf-of-Mexico“-T-Shirts zugespielt. Das kostet wenig, sieht gut aus, schmückt mich mit Palmenstrand auf der Brust und einem sicheren Platz auf der sonnigen Seite der Geschichte. Aber Achtung, Falle! Weil ich das Zeichen meiner richtigen Gesinnung sofort haben wollte, bestellte ich das Ding gedankenverloren bei Trump-Unterstützer Amazon und präsentierte es stolz bei Instagram. Jetzt haben die mein Geld und meine Daten.

Doch wer bleibt schon lange Trump-Freund? Gerade scheint Elon Musk auf dem Weg ins Feindeslager. Vielleicht hat also ausgerechnet die Kollegin alles richtig gemacht, die sich einen Tesla kaufte, womöglich wird das bald ein Anti-Trump-Symbol. Ups! Noch während ich das schreibe, bekomme ich bei Face­book plötzlich Werbung für Heinz-Ketchup. Es ist spooky in dieser Welt jenseits von Gut und Böse. Aber das war sicher nur Zufall.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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3 Kommentare

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Kommentarpause ab 17. April 2025

Liebe Kommune,

wir machen Osterpause – die Kommentarfunktion bleibt für ein paar Tage geschlossen. Ab dem 22.04.2025 sind wir wieder für euch da und freuen uns auf spannende Diskussionen.

Genießt die Feiertage 🐣🌼
  • Wenn es eine Comedy wäre, dann müsste man darüber lachen wie dieses Trampeltier die Welt mit einem Nonsense nach dem anderen durchpflügt. Leider ist es eine Doku. Das Problem ist aber nicht Donald Nero, sondern das offensichtliche Faktum, dass er Millionen von Menschen davon überzeugt, dass er der Messias ist.



    Was man tun kann ist ganz einfach: In der eigenen Einflusssphäre bleiben. Buy, think and talk local!



    Denn in einem hat der Messias ja Recht. Wenn er es schafft Welthandel und Wirtschaft zu zerstören, dann hat er mehr als jeder andere fürs Klima getan.

  • Gut geschrieben, mal lachen zu können ist in diesen Zeiten ein besonderes Geschenk. Das Sie für diese Geschichte Erniedrigung über sich ergeben lassen mussten und nun windige Vertreter unserer Spezies so ziemlich alles über Sie wissen, inklusive genauer Größenangaben, ist Ihnen hoch anzurechnen. Dafür sollte es Gefahrenzulage geben.



    Falls es Ihnen hilft diese Erfahrung zu verarbeiten, ich fühle da ganz mit Ihnen. Dieser Text findet seinen Weg zu Ihnen über das Starlink Netzwerk, ich hab einfach keine andere Wahl, die schnellste mögliche andere Verbindung wäre wenn ich die 0en und 1en per Rauchzeichen verschicken würde. Dafür musste ich ganz ähnliche Strapazen über mich ergehen lassen, alle möglichen Informationen wurden aus mir raus gepresst, aber immerhin wissen die bei mir noch nicht wie ich nackt in etwa aussehen würde.



    Das macht sie jetzt zwar noch nicht zum Kriegsberichterstatter oder investigativ Journalisten der in Mexiko mit Drogen Bossen redet, aber es zeigt doch eine gewisse Opfer Bereitschaft sich so für einen Artikel selbst einzusetzen.

    • @Rikard Dobos:

      Gut geschrieben. Aber lachen konnte ich nicht.



      Lukas Wallraff und Sie, zeigen (unbewusst) auf, dass Trump nur ein ablenkendes Symptom einer Hyper-Marktmaschine ist, der sich fast die ganze Menscheit ausgeliefert hat. Leider auch fast alle „Medien", die ja gezwungenermaßen auf den Plattformen von Tech-Milliadären präsent sein müssen.



      --



      They call it „Social Media".