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Donald Trump und der GolfsportReclaim the game!

Die Zeit ist gekommen für eine hoffentlich allerletzte Bilanz des golferischen Untuns von Donald Trump. Also, raus zu einer schmuddeligen Winterrunde!

Alter weißer Mann mit Mütze auf Golfplatz Foto: Marco Bello/reuters

R eclaime the game – das Spiel ist wieder uns! Er ist also weg, Donald J., der weltenübelste Imagemörder unseres Sports. Wir GolferInnen müssen uns nicht mehr rechtfertigen, das gleiche Spiel zu lieben wie dieser Fairwayschänder.

Zeit für eine letzte Bilanz über sein golferisches Untun. Er hat, so die US-Website trumpgolfcount.com, während seiner Amtszeit 298 Tage auf Golfanlagen verbracht, also mehr als jeden 5. Tag. Meist war er in Florida. Gekostet hat das Shutteln mit der „Air Force One“, gegengeprüft vom Faktenchecker der Washington Post, 144 Millionen US-Dollar Steuergeld, also jeder Schlag um die 10.000 US-Dollar. Der Mann spielte auch an dem Tag, als gerade der zweimillionste Covid-Erkrankte in den USA gemeldet wurde, auch an dem Tag, als 30 Millionen Arbeitslose ohne Unterstützung gezählt wurden.

Am 29. Dezember war der ansonsten so peniblen Seite trumpgolfcount.com der Spielpartner Bernhard Langer entgangen. Der brauchte von seinem Anwesen in Boca Raton kaum eine halbe Stunde die Interstate 95 hoch zu Trumps Protzresort Mar-a-Lago. Auf Twitter folgte Langers Sympathiebreakdown. Einer schrieb: „Tja, Deutscher bleibt Deutscher.“ Auch andere haben sich als Trumpgespiele auf Dauer den Ruf ruiniert, darunter Tiger Woods, Ernie Els, Dustin Johnson. Nur Phil Mickelson hat alle Avancen abgewehrt.

Nach Trump-Maßstäben gut getimed war der Empfang für zwei Golfer am Tag nach dem Angriff auf das Capitol. Im Weißen Haus überreichte er die „Presidential Medal of Freedom“, die höchste zivile Auszeichnung des Landes, an Exweltstar Annika Sorenstam aus Schweden (50), an den Südafrikaner Gary Player (85) und an Frauengolf-Pionierin Babe Zaharias. Die konnte sich nicht wehren, weil lange tot.

Wehrlos geehrt

Für Sorenstam, die auch mal mit Trump auf die Runde ging, wäre ein Nein leicht gewesen wie ein 10-Zentimeter-Putt: Mr. President, you bloody fuckin’ idiot, es ist mir eine große Freude, die Medaille aus Ihren dreckigen Händen angeekelt abzulehnen. Tat sie nicht, weshalb daheim ein Shitstorm folgte. Andere haben anders gehandelt. Die Austragung der PGA Championship 2022 auf Trumps Platz in Bedminster ist ihm kurz nach dem Capitolsturm entzogen worden.

Am 20. Januar, bei Joe Bidens Amtsantritt, wollte er zuerst nicht auf seine Grüns in Florida flüchten, sondern in sein aufgebretzeltes Kunstresort in Schottland, für das er die Küstenlandschaft verwüsten ließ. In Glasgow Airport war für den 19. Januar eine Militärmaschine aus Washington DC angemeldet. Regierungschefin Nicola Sturgeon sprach Klartext: Wegen Corona erlaube man es „derzeit niemandem, ohne notwendigen Grund nach Schottland zu kommen“.

Stattdessen sollen in Schottland jetzt strafrechtliche Ermittlungen wegen seiner Immobiliengeschäfte folgen. Und dann fehlt nur noch Trumps Golf-Impeachment weltweit. No dogs, no ladies, no bastards.

Aus Golfers Abc der Vorurteile, heute P wie Präsident: „Auch ohne diesen kriminellen Präsidentendarsteller bleibt Golf doch schmuddelig, vor allem jetzt im Winter!“ Egal! Unsere Unehren-Runde am 20. Januar zum Abflug des Dämons war ein Genuss: im Schlamm, mit klammen Händen, Sturmböen und nachher nassen Füßen. Wunderbar!

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Bernd Müllender
Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).
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