■ Dokumentation: Lafontaines Erklärung
„(...) Ich möchte zunächst sagen, daß die Entscheidung nichts zu tun hat mit der Richtung der Politik, die wir in den letzten Monaten gemacht haben. Wir sind stolz darauf, daß wir viele Versprechungen gehalten haben. (...) Der Grund meines Rücktritts ist das schlechte Mannschaftsspiel, das wir in den letzten Monaten geboten haben. Ohne ein gutes Mannschaftsspiel kann man nicht erfolgreich arbeiten. Mannschaftsspiel verlangt, daß man Rücksicht aufeinander nimmt und daß man auch zueinander steht, auch in der Öffentlichkeit, und daß Teamgeist die Regierungsarbeit bestimmt. (...) Wenn die Mannschaft nicht mehr gut zusammen spielt, muß man eine neue Mannschaftsaufstellung suchen. Dazu ist mein Schritt die Voraussetzung gewesen. Die neue Mannschaftsaufstellung ist bekannt. Ich wünsche der neuen Mannschaft mit Gerhard Schröder Erfolg. (...)
Nun noch eine Erklärung für die Partei selbst: Der Schritt ist mir natürlich nicht leichtgefallen. Ich bin 33 Jahre in dieser Partei. Seit etwa 30 Jahren habe ich Führungsämter inne. (...) Das heißt, die Partei ist ein Stück meines Lebens. Ich habe seit dem Attentat von Köln mir natürlich immer wieder die Frage gestellt, inwieweit ich diese große Belastung auch mit meiner Familie, mit meinem Privatleben verbinden kann. Ich habe mich jetzt eben nach vielen Jahren für das Privatleben entschieden. (...)
Ich möchte auch heute noch einmal für viel Vertrauen danken, das mir entgegengebracht worden ist, für viel Zuneigung sogar. Das hat mich über viele Jahre motiviert, diese schwierige Arbeit zu machen. Ich wünsche der Partei weiterhin einen guten Weg. (...) Ich gehöre zu dieser Partei, und eines soll sie nicht vergessen: Das Herz wird noch nicht an der Börse gehandelt, aber es hat einen Standort – es schlägt links.“ dpa
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