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Diskussion um Homo-EheVon Beust kritisiert seine Partei

Die Ablehnung der Homo-Ehe kostet die CDU Stimmen. Deshalb kritisiert Ole von Beust die Haltung seiner Partei. Schließlich gebe es „nichts Konservativeres als die Ehe“.

Kennt sich aus mit konservativen Homosexuellen: Ole von Beust. Bild: dpa

BERLIN afp | Der frühere Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat den Widerstand seiner Partei gegen die Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften kritisiert. Ihm habe „noch keiner rational begründen können, warum es gegen konservative Prinzipien sein soll, wenn gleichgeschlechtliche Menschen feste Bindungen eingehen und genauso privilegiert werden wie Verheiratete“, sagte von Beust in einem Interview der Berliner Zeitung.

Es gebe „nichts Konservativeres als die Ehe“, sagte Beust, der selbst homosexuell ist, weiter. Es sei grundsätzlich ein sehr konservativer Gedanke, wenn Menschen eine dauerhafte Bindung eingingen, egal ob sie gleichgeschlechtlich seien oder nicht.

Zum Widerstand in der CDU gegen eine volle Gleichstellung der Homo-Ehe sagte von Beust, offensichtlich fürchte die Parteispitze eine starke konservative Gruppierung, die sie mit einer offensiven Gleichstellungspolitik vergraulen könnte. Die CDU-Führung übersehe dabei aber, dass das selbst für die bürgerliche Klientel gar kein Thema sei.

Die Ablehnung der Homo-Ehe koste die CDU im Gegenteil Stimmen. „Wähler in den Großstädten schreckt man mit so einer Politik ab, für sie ist die Haltung zu dem Thema ein Indiz für die Offenheit einer Partei“, warnte von Beust.

Auf eine rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen dringen SPD, Grüne und die Linke, aber auch die FDP. Der Bundesrat beschloss vor gut einer Woche einen entsprechenden Gesetzentwurf. In den Unionsparteien ist die Frage umstritten, mehrheitlich wird eine volle Gleichstellung aber abgelehnt. Allerdings stärkte das Bundesverfassungsgericht in den vergangenen Monaten wiederholt die Rechtsstellung eingetragener Lebenspartnerschaften. Die CDU-Führung will weitere Urteile abwarten.

„Die Gleichstellung der Lebenspartnerschaften mit der Ehe ist überfällig“, mahnte SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Er habe kein Verständnis dafür, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel diese Gleichstellung verhindere. „Die Union hat damit den Anschluss an die sich wandelnde Gesellschaft verpasst“, erklärte Oppermann am Samstag in Berlin. Er kündigte an, der Bundestag solle noch vor der Sommerpause über die Gleichstellung abstimmen.

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6 Kommentare

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  • G
    Gonzi

    "...kostet..(der).. CDU Stimmen. Deshalb.."

     

    muss man nichts weiter zu sagen, oder?

     

    Bei dieser Rationalität stehen preiswerte Wohnungen für junge Familien und ausreichendes Kindergeld nicht im Vordergrund, sondern ein Gesellschaftsmodell, wo erst die Bausparphase durchstanden und das Eigenheim in die Landschaft gesetzt werden muss, falls man dem Nachwuchs nicht zumutet, dass die Eltern den ganzen Tag dem Gelderwerb hinterher zu hecheln.

     

    Dann ist die Kindheit meist vorbei oder man hat Eltern, die eigentlich die Großeltern sein könnten, und dies übrigens mit oder ohne Homo-Ehe.

  • J
    Jupp

    Nein, Vernunft ist nicht konservativ im Sinne von Beust, der nur etwas mit Begriffen einkleiden will, was einfach nicht passt.

    Gleiche Rechtsstellung ist das eine, Außerachtlassung von Realität Verblendung.

     

    Dass man eine Ehe schließt, um eine Familie zu gründen, kommt in solchen Kreisen noch selten jemand in den Sinn. So ist es schon ganz richtig, bei solcher Sinnentleerung den Ole wiederzufinden, wo „Gleichheit“ nur mit Adoption, Retorte und sonstiger Fremdzeugung also Hilfskonstrukten aufgeführt werden kann - also als Gleichheit nie eixistieren wird.

     

    So sieht sie auch aus, die Gesellschaft, in der es keinen Platz für Kinder gibt und man dies für Selbstverwirklichung hält.

     

    Beust ist reaktionär!

  • F
    Fritz

    Immer wieder herrlich zu beobachten, wie sich die Konservativen über "no-brainer" Angelegenheiten die Füsse wegschiessen!

  • D
    D.J.

    Klar hat er Recht. Aber: Hätte er doch seine Stimme lauter erhoben, als er noch Bürgermeister war. Als Stimme aus dem "off" trägt er wenig zum Umdenken in seiner Partei bei.

  • RB
    Rainer B.

    Wo der Ole recht hat, hat er recht. Allerdings haben wir hier in Hamburg ganz andere Probleme, die unter Ole's Leitung entstanden sind. Also schön erstmal austrinken, bevor wieder ein neues Faß aufgemacht wird. Was der CDU am meisten Stimmen kostet, ist immer noch die CDU!

  • BG
    Bodo Goldmann

    Ob Ole von Beust wirklich ein guter Ratgeber bei

    diesem Thema und anderen Themen ist?

    Dieser erfolglose ehemalige Hamburger Bürgermeister

    steht für eine verantwortungslose Politik, deren Niveautiefe vor ihm und nach ihm kein anderer Hamburger Bürgermeister erreicht hat. Für das

    gegen die Interessen der Stadt beschlossene Projekt der Elbphilharmonie, für die Übergehung eines Volksentscheides, für die sinnlose Verscherbelung

    von Stadteigentum, für einen Rücktritt ohne den Bürgern einen Grund dafür zu nennen.

    Seine Regierungspraxis war der absolute Gipfel der Veranwortungslosigkeit.

    Ein anderer Gipfel seiner bürgermeisterlichen Unverschämtheit war es, seinen Freund, mit dem er eine Beziehung hatte, zum Justizsenator zu machen.

    Was wäre wohl passiert, wenn ein heterosexueller Bürgermeister seine Freundin zur Senatorin gemacht hätte?

    Hoffentlich vergessen die Hamburger nicht so schnell, was dieser Pfau praktiziert hat.