Diskriminierung von Romnja in Rumänien: Auf der Müllhalde im Stich gelassen
Cluj Napoca hat sich dank EU-Investitionen zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort entwickelt. Doch die Romnja leben noch immer in extremer Armut.
A ls Alexandru Fechete aus dem Auto steigt, liegt ein beißender Geruch in der Luft. Es ist der Geruch der Abfallhaufen vor den Hütten Pata Râts. Der Romnja Aktivist begrüßt einen Bewohner der Siedlung. Diese liegt neben einer ehemaligen Mülldeponie in der Metropolregion von Cluj Napoca, der zweitgrößten Stadt Rumäniens. Unzählige Fliegen schwirren herum, auf dem Boden liegen Straßenhunde. Kinder kommen aus der Siedlung gelaufen und rufen Fechetes Spitznamen: „Hi, Pepe!“ Ein Junge trägt eine abgemagerte Katze auf dem Arm, ein kleines Mädchen lächelt und streckt die Hände aus, als wolle sie umarmt werden.
Die Kinder wachsen hier in extremer Armut auf. „Viele Menschen aus der Cantonului-Community von Pata Rât enden im Drogengeschäft, Mädchen oft als Prostituierte“, sagt Fechete. Die Cantonului-Community ist eine der vier Siedlungen von Pata Rât. Fechete setzt sich dafür ein, die Bewohner:innen aus dem Slum zu holen.
Etwa 9 Kilometer Wegstrecke entfernt säumen historische Gebäude die kopfsteingepflasterten Straßen des Zentrums von Cluj Napoca. Zwischen Shopping Malls und gepflegten Parks stechen immer wieder moderne Häuser mit Glasfassade hervor. Die Stadt floriert, was sie vor allem der EU zu verdanken hat. Doch die Romnja bekommen von diesem Wachstum wenig zu spüren.
In der Stadt haben sich viele ausländische Tech-Firmen angesiedelt, darunter auch deutsche. Mittlerweile gilt Cluj als „Silicon Valley Rumäniens“. Alljährlich kommen Unternehmer:innen aus der internationalen Techbranche auf der Techsylvania Konferenz zusammen, um sich über die neuesten Trends auszutauschen. Zu den Speaker:innen zählen Vertreter:innen von Google, Meta und Pay Pal. Ein großes Plakat in der Innenstadt wirbt für die Konferenz mit dem Slogan „You are on your way to where the future begins“.
Seit Rumänien 2007 der EU beigetreten ist, hat die EU 420 Millionen Euro in über 100 städtische Entwicklungsprojekte in Cluj investiert, schreibt das Rathaus. Das Motto der Stadt lautet „Green, digital, resilient“, und Cluj macht diesem Slogan alle Ehre: Frisch gepinselte Fahrradwege führen unter dichten Baumalleen über die Straßen, in den Bussen scannt man seine Kreditkarte, anstatt sich ein Papierticket zu kaufen.
Die Entwicklungen lassen sich größtenteils der europäischen Kohäsionspolitik zuschreiben, die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit innerhalb Europas verringern soll. Aus unterschiedlichen Fonds stehen finanzielle Mittel für Projekte zur Verfügung, etwa im Bereich der Infrastruktur oder für Soziales. Die Gelder werden in den weniger entwickelten Mitgliedsstaaten der EU eingesetzt, in denen das Pro-Kopf-Einkommen unter 90 Prozent des EU-Durchschnitts liegt.
Die etwa 1.400 Bewohner:innen Pata Râts, hauptsächlich Romnja, profitieren jedoch nicht von dem wirtschaftlichen Aufschwung Cluj Napocas. Sie leben segregiert am Rand der Stadt in einem Slum, der noch 2020 von Wissenschaftler:innen als das größte „Müllghetto“ Europas bezeichnet wurde. 2017 verklagte die EU Rumänien, weil das Land 68 illegale Mülldeponien bis dato nicht geschlossen hatte. Eine davon war Pata Rât. Hier hatten sich in den vergangenen 70 Jahren Tonnen von unbehandeltem Müll aufgetürmt wie ein Gebirge. Giftige Stoffe sickerten in den Boden, verseuchten die ganze Gegend. Auf Drängen der EU begannen die Behörden in Cluj 2015, die Deponie mit Erde zuzuschütten. Dass der Müll ordnungsgemäß abgedeckt wurde, um das Grundwasser zu schützen, ist höchst fraglich. Schon lange haben die Abfälle die Umgebung unkontrolliert kontaminiert.
Seit der Schließung der alten Deponie wachsen in Pata Rât zwei neue „Zwischenlager“: Müll soll von dort aus in ein nahe gelegenes Abfallwirtschaftszentrum gebracht werden. Die Berge seien nichts gegen die ehemalige Mülldeponie, erzählt Alexandru Fechete. Doch selbst aus weiter Entfernung sieht man sie in den Himmel ragen, ein vorbeifahrender Lkw wirkt winzig dagegen. Am Fuße der Müllberge stehen ein paar schäbige Hütten. Darin leben die ärmsten Bewohner:innen der vier Teilsiedlungen, aus denen Pata Rât besteht.
Die Baracken haben sie sich selbst gebaut, ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit dem Sammeln von recyclebarem Abfall. Auch die Dallas-Community nebenan lebt von dem See aus Müll, der die improvisierten Verschläge umgibt. Die Bewohner:innen dieser Gemeinschaft kamen in den 60er Jahren in die Gegend, die Armut hatte sie hierhin getrieben. In Rumänien verdienen sich Tausende Müllsammler:innen auf Deponien ihr Geld. Sie sichern sich so ihre Existenz, ohne betteln gehen zu müssen. Viele von ihnen sind Romnja.
Die anderen beiden Communitys von Pata Rât wurden Opfer von Zwangsumsiedlungen in den 90er Jahren und im Dezember 2010, als Cluj Napoca 350 Romnja aus der Innenstadt vertrieb. Cluj hatte in den Jahren zuvor einen regelrechten Immobilienboom erlebt. Für die Romnja war von da an kein Platz mehr. Sie hatten über Generationen hinweg in der Coastei-Straße in Cluj gewohnt. Doch ihre Häuser gehörten der Stadt, und die nahm sich an einem kalten Dezembertag das Recht, die Bewohner:innen zu vertreiben.
Zwangsräumungen waren lange Zeit ein weit verbreitetes Phänomen in Rumänien. Nach dem Fall des Kommunismus 1989 wollten die Besitzer:innen von verstaatlichten Immobilien ihre Häuser zurückhaben. Romnja hatten nie Häuser besessen, weil sie in Rumänien zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert versklavt wurden und auch danach keinen Anspruch auf Land hatten. Deshalb waren sie von den Zwangsräumungen nach Ende des Kommunismus unverhältnismäßig stark betroffen. Obdachlosigkeit und Armut trieben die Romnja weiter an den Rande der Gesellschaft.
In Zentral- und Osteuropa leben sie noch immer oft in Gebieten, in denen es kein sauberes Trinkwasser und keine angemessene Abwasser- und Abfallentsorgung gibt, weil den Romnja der Zugang zu diesen Ressourcen verwehrt oder genommen wird. Es ist eine Form des Umweltrassismus, Zwangsvertreibungen wie jene nach Pata Rât begünstigen diese Form von Benachteiligung am stärksten.
Nachdem Cluj die betroffenen Romnja vertrieben hatte, stellte die Stadt der Hälfte der Zwangsumgesiedelten kostenlos Häuser zur Verfügung, sogenannte Fertigmodule. Sie wurden 800 Meter entfernt von der Mülldeponie in Pata Rât aufgebaut. Der Rest blieb obdachlos und musste sich selbst Unterkünfte aus Plastik oder Holz von der Deponie zusammenzimmern.
Zu zwölft auf 16 Quadratmetern
Einer dieser Menschen war Alexandru Fechete. Der heute 39-Jährige kam nach seiner Zwangsumsiedlung notdürftig bei Verwandten in Pata Rât unter. Zu zwölft lebten sie monatelang auf 16 Quadratmetern in einem einzigen Raum ohne Bad und Küche. Irgendwann errichtete Fechete eine eigene Unterkunft und arbeitete auf Baustellen und als Mechaniker in Cluj, um sich seinen Unterhalt zu verdienen. Seine Zwangsumsiedlung beschreibt er heute als „Deportation“. „Es war, als wäre meine Seele von meinem Körper getrennt worden“, erinnert sich Fechete. „Ich fühlte mich wie ein leerer Container. Ich war so enttäuscht von der Menschheit.“
Kurz nach der Zwangsumsiedlung wurde er zum Aktivisten und Mitgründer der Community Association of Roma from Coastei, eines Zusammenschlusses von Romnja aus der Coastei-Community in Pata Rât. Die Siedlung ist nach der Coastei-Straße in Cluj benannt, in der die Romnja vor ihrer Vertreibung gelebt hatten. Den Aktivist:innen gelang es, im Jahr 2014 ein Hilfsprojekt für Pata Rât unter der Leitung der NGO Cluj Metropolitan Area (CMA) anzustoßen. 2017 startete ein zweites Projekt, abgekürzt „Pata 2.0“. Das Geld dafür kommt von den Norway Grants, einem Fonds, mit dem die norwegische Regierung soziale Projekte in Süd- und Osteuropa unterstützt. Das Hauptziel der Pata-Projekte, wie sie umgangssprachlich bezeichnet werden, ist die Umsiedlung der Menschen von Pata Rât in die Stadt. Dafür hat die CMA Wohnungen in Cluj gekauft, in die bis zum vergangenen Mai 158 Menschen umgezogen sind.
Auch Fechete schaffte es dank des Hilfsprojekts, nach sieben Jahren von Pata Rât zurück in die Stadt zu ziehen. Seit Langem arbeitet er als Community Facilitator: eine Art Vermittler zwischen den benachteiligten Siedlungen des Slums und Institutionen wie NGOs in Cluj. Dafür besucht der Aktivist Pata Rât regelmäßig, spricht mit den Menschen dort und hört sich deren Bedürfnisse an. Die Bewohner:innen wünschen sich zum Beispiel Sozialwohnungen und ein besseres Abfallmanagement. Die Wünsche trägt Fechete an die Behörden in Cluj weiter.
Als Fechete auf die Cantonului-Community zuläuft, hängt eine Frau Wäsche an der Straße auf, an der sich die Hütten der Siedlung reihen. Lkws brausen an ihr vorbei, die Gegend ist ein Industriegebiet und ein Großteil der Siedlung informell, weil in einem solchen Gebiet keine Wohnhäuser gebaut werden dürfen. Den meisten Bewohner:innen fehlen Dokumente für ihre Unterkünfte. Die Hütten haben teilweise keine richtigen Dächer, manche nur einen Vorhang statt einer Tür. In einem Verschlag direkt an der Straße sitzt eine Frau mit einem Baby auf dem Schoß, sie grüßt durch ein Fenster ohne Glas. Davor stapelt sich Plastikmüll auf der bloßen Erde. Ein Hundewelpe tapst durch den Dreck, sein schmutziges Fell glänzt in der stechenden Sonne.
Fechete spricht mit ein paar Bewohner:innen. Nach einer Weile fangen sie wild an zu gestikulieren, ihre Stimmen werden lauter. Die Menschen hier, sagt der Aktivist, hätten schlechte Erfahrungen mit Medien gemacht, weil Journalist:innen die Community oft negativ darstellten.
Eine Gruppe Kinder folgt Fechete auf Schritt und Tritt durch die Siedlung. „In Pata Rât kennen mich alle“, schmunzelt er. Lange Zeit gingen die Kinder hier nicht regelmäßig zur Schule. Das habe vielschichtige Gründe, erzählt Bogdan Stanciu, der Sprecher der Cluj Metropolitan Area. Es finge schon damit an, dass die Kinder und Jugendlichen keine Unterstützung bekommen hätten, die einen Schulbesuch erleichtern würden. Etwa die Möglichkeit, vorher zu duschen oder etwas zu frühstücken. Dank des Hilfsprojekts Pata 2.0 gehen inzwischen die meisten zur Schule. Mitarbeitende des Projektes holen sie mit einem Schulbus ab, denn nur die Cantonului-Community ist mit einer Bushaltestelle an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen.
Trotzdem hören viele laut Stanciu nach der 8. Klasse auf, wenn die weiterführende Schule beginnt. Hürden seien etwa die Prüfung, die man für den Übertritt auf die weiterführende Schule benötigt, fehlende Unterstützung in der Familie und das Bedürfnis, schnell Geld zu verdienen. Pata 2.0 soll dort ansetzen. Mithilfe von persönlichen Mentor:innen würden die Jugendlichen dazu animiert, weiter zur Schule zu gehen, sagt Bogdan Stanciu.
Alexandru Fechete, Romnja Aktivist
Außerdem hat das Rathaus in Cluj den Schüler:innen aus Pata Rât Rucksäcke und Tablets zur Verfügung gestellt, damit sie auch von zu Hause aus lernen können. Bis vor ein paar Jahren gab es in Pata Rât kein Internet. Während der Pandemie installierte die Cluj Metropolitan Area dann in allen vier Communitys WLAN, das für die Bewohner:innen kostenlos ist.
Die Aktion war Teil des „Cluj Future of Work“-Projekts, das Cluj Napoca von 2019 bis 2021 für die Herausforderungen des zukünftigen Arbeitsmarktes rüsten sollte. Das Projekt verfügte über ein Budget von 5,6 Millionen Euro, das meiste steuerte die EU-Kommission bei. Acht Prozent gingen an die Bewohner:innen von Pata Rât, davon wurden neben dem Internetzugang auch Duschen und Toiletten für die Cantonului-Community und Essenspakete für alle vier Siedlungen des Slums bezahlt. Der Rest floss hauptsächlich in die Forschung und Digitalisierung der Industrie.
Zusätzlich hat die EU ein Forschungsprojekt unterstützt, das die Wohnsituation in Pata Rât analysierte und den Bewohner:innen beim Einreichen von Bewerbungen für Sozialwohnungen half. Anfragen nach weiteren EU-finanzierten Projekten ließen die Europäische Kommission und der Bürgermeister von Cluj unbeantwortet. Die europäische Kohäsionspolitik hat ein „sozialeres Europa, das Inklusion unterstützt“, zu einer ihrer Prioritäten gemacht. Für Alexandru Fechete ist das ein leeres Versprechen: „Ich habe das Vertrauen in die Europäische Union verloren. Sie schickt den Romnja Essen, aber sie hilft ihnen nicht, aus dem Ghetto rauszukommen.“
Tatsächlich hat sich die Cluj Metropolitan Area laut Bogdan Stanciu gar nicht um EU-Gelder beworben, weil die norwegischen Mittel für die Hilfsprojekte als Erstes zur Verfügung standen. Doch die Ressourcen der Pata-Projekte sind begrenzt, bei dem Projekt Pata 2.0 arbeiten nur 20 Angestellte. Könnten die Projekte nicht stärker von den finanziellen Mitteln aus dem europäischen Kohäsionsfonds unterstützt werden?
Es gibt sogar spezielle Gelder aus den europäischen Fonds, mithilfe derer Mitgliedstaaten die Integration von Romnja vorantreiben können. Sie sind etwa für soziale Inklusion und einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und Infrastruktur gedacht. Doch die zur Verfügung stehenden Mittel werden von Institutionen vor Ort nicht immer genutzt.
Im Jahr 2022 legte die Cluj Metropolitan Area dem Rathaus beispielsweise einen Plan vor, wie die Anbindung Pata Râts an den öffentlichen Nahverkehr verbessert werden könnte. Die Stadt hat 100 Millionen Euro von der EU für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs bekommen. Auf Anfrage bezeichnete das Rathaus die Infrastruktur in Pata Rât aber als ausreichend. Allerdings fahren fast alle Bewohner:innen des Slums, die nicht vom Müllsammeln leben, mit dem Bus nach Cluj zur Arbeit. Eine zweite Bushaltestelle wäre hilfreich, sagt Bogdan Stanciu.
Trotzdem halten örtliche Institutionen die Verkehrsanbindung Pata Râts nicht für verbesserungswürdig. Auch Ovidiu Marginean von der North-West Regional Development Agency, die EU-Gelder an Entwicklungsprojekte im nordwestlichen Rumänien ausgibt, kommentiert bei einem Treffen in Cluj gegenüber der taz: „Ich weiß nicht, ob öffentliche Verkehrsmittel die Lösung sind. Vielleicht müssen wir eher darin investieren, die Menschen aus Pata Rât zu verstehen – und ihre Art zu leben“.
Romnja werden kaum integriert
Romnja werden im weltweiten öffentlichen Diskurs häufig als „die anderen“ dargestellt. Mehmet Daimagüler, der erste Antiziganismus-Beauftragte Deutschlands, sagte letztes Jahr im Interview mit dem Deutschlandfunk: „Man muss Menschen fremd machen, damit man sie als Fremde behandeln und ihnen selbstverständliche Rechte vorenthalten kann.“ Eine Sprecherin von E-Romnja, einer Organisation in Bukarest, die sich speziell für Romnja Frauen und Mädchen einsetzt, ist derselben Meinung.
Sie sagt, sie habe eine formelle und eine informelle Antwort auf die Frage, warum in Siedlungen wie Pata Rât nur langsam ein Fortschritt beobachtet werden kann. Die formelle sei, dass Hilfe auf verschiedenen Ebenen stattfinden müsse: auf der politischen, der sozialen und auf der Bildungsebene. Das sei komplex. „Die informelle Antwort ist: Es fehlt das Interesse, Romnja wirklich zu integrieren.“
Im Zentrum Cluj Napocas scheint die Armut aus Pata Rât weit weg. Vor der Cluj Arena, einem Veranstaltungsort für Konzerte und Fußballspiele, der nach Angaben des Rathauses 35 Millionen Euro gekostet hat, wartet Alexandra Columban von der Menschenrechtsorganisation Actedo. Sie schüttelt den Kopf und sagt: „Für rumänische Standards sind wir eine reiche Stadt. Es ist beschämend, dass es Pata Rât gibt.“
Actedo setzt sich für die Rechte von Minderheiten in Rumänien ein, darunter Romnja und Angehörige der LGBTQ+-Community. Romnja sind laut Columban dreimal ärmer als die durchschnittliche rumänische Bevölkerung. Verglichen mit der Anzahl bedürftiger Menschen gebe es in Rumänien jedoch viel zu wenige Sozialwohnungen, 85 Prozent der Immobilien befänden sich mittlerweile wieder in Privatbesitz. „Cluj hätte aber eigentlich die finanziellen Mittel, um mehr Sozialwohnungen zu bauen“, glaubt die Aktivistin. Romnja in marginalisierten Siedlungen wie Pata Rât werden allerdings laut Columban von den örtlichen Behörden ignoriert. Sie hätten nicht denselben Zugang zu Infrastruktur, Bildung und Gesundheitsvorsorge wie andere Bürger:innen.
Das Projekt Pata 2.0 setzt sich dafür ein, diesen Status quo zumindest in Pata Rât zu verändern. Offiziell endete das Programm Mitte August. Die Cluj Metropolitan Area hat aber eine Weiterfinanzierung durch die norwegischen Gelder bis April 2024 garantiert bekommen. Bis zum Ende dieses Jahres will auch die Stadtverwaltung etwas beisteuern. Die Bewohner:innen von Pata Rât vertrauen auf die Unterstützung. Ein Mann aus der Coastei-Community hat sich mithilfe der Projekte für eine Sozialwohnung beworben. Er sagt: „Ich hoffe, dass ich Pata Rât nach 13 Jahren bald verlassen kann. Die Pata-Projekte sind meine einzige Chance.“
In der Coastei-Community gibt es Häuser aus Stein. Es sind diejenigen, die die Stadt dort nach den Zwangsumsiedlungen errichtet hat. Doch auch hier leben die Menschen nach wie vor in beengten Wohnverhältnissen unter prekären Bedingungen. Die Siedlung liegt auf einem Hügel, zu den Häusern führt ein staubiger Weg hinauf. Eine Frau putzt einen Teppich vor ihrem Haus. Die Seifenlauge läuft den Weg hinunter. Bald wird sie in die Erde eindringen. Genau wie alle anderen giftigen Substanzen der umliegenden Müllberge es seit Jahrzehnten tun.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut