Diplomatie im Ukrainekrieg: Alle wollen telefonieren
Im Wahlkampf hatte Trump getönt, den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden zu beenden. Im Westen steigt jetzt die Nervosität.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte am Sonntagabend in der ARD an, dass er „demnächst“ wieder mit Putin sprechen wolle. Das letzte Telefonat fand im Dezember 2022 statt. Aus Moskau wurde auch in Bezug auf Scholz signalisiert, dass man offen für den Dialog mit westlichen Staatenführern sei. Selber zum Hörer greifen wolle Putin aber nicht.
Abseits von Telefonaten macht sich mit dem Ende der Ampelregierung in Deutschland und dem Wahlsieg Trumps in den USA Nervosität in Europa breit, wie es mit den Ukraine-Hilfen weitergehen wird. Aus Polen meldete Premier Donald Tusk, dass er und sein Land bereit wären, eine Führungsrolle zu übernehmen. In Planung sei ein Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem britischen Premier Keir Starmer, Nato-Generalsektretär Mark Rutte sowie mit Vertretern der baltischen und nordischen Staaten.
Bei einem Treffen in Budapest der Europäischen Politischen Gemeinschaft wurde die Spaltung Europas in der Ukraine-Solidarität deutlich. Ungarns Regierungschef Viktor Orbán forderte erneut „Friedensverhandlungen“, auch in der Slowakei nimmt die Skepsis gegenüber den Milliardenhilfen für die Ukraine zu.
USA muss verlässlich bleiben
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nannte den aktuellen Zustand einen Moment der Zwischenphase, auf den Putin nur gewartet hätte. Sie forderte die westlichen Verbündeten auf, zusammenzustehen. Mit Blick auf Trump sagte Baerbock: Die US-Regierung müsse ein verlässlicher Partner bleiben. Die Angriffe auf die Ukraine gehen derweil mit unverminderter Härte weiter. Mehrere Tote wurden nach russischen Luftangriffen im Süden des Landes gemeldet. Das ukrainische Militär warnte zudem vor einem möglichen Bodenangriff in der Region Saporischschja. Bedingt durch eine erhöhte Gefahrenlage wurde in den Regionen Kyjiw, Odessa, Dnipropetrowsk und Donezk präventiv der Strom abgeschaltet. Russland bereitet zudem wohl eine größere Attacke in der Region Kursk vor, um ukrainische Einheiten zurückzudrängen. Die New York Times hatte berichtet, dass rund 50.000 Soldaten dort stationiert wurden, darunter 10.000 aus Nordkorea.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen