Dinah Riese über den Streit der SPD um Doppelspitzen: Ja, vielleicht, manchmal
Die SPD-Frauen fordern paritätisch besetzte Doppelspitzen auf allen Parteiebenen. Vielleicht. Manchmal. Wenn gewünscht. Also, wirklich nur, wenn alle Beteiligten dafür sind. Es soll niemandem etwas „übergestülpt“ werden. So argumentieren die Initiatorinnen des Antrags, wohl wissend, dass so mancher Mann in der Partei sonst um seine Macht bangen könnte.
Kaum war der Vorschlag im Oktober bekannt geworden, gingen trotzdem die Spekulationen los: Wann kommt die „Frau an Gabriels Seite“? Und wer könnte sie sein? Und hat der Parteivorsitzende diese Möglichkeit bedacht, als er so locker-flockig seine Unterstützung bekundete? Aber keine Sorge: Die Antragskommission hat den Delegierten empfohlen, auf dem Bundesparteitag gegen den Vorschlag zu stimmen.
Der Symbolcharakter dieses mehr als übervorsichtigen Vorschlags wäre durchaus ein Grund, ihn in dieser Form abzulehnen. Der Antrag sieht vor, dass eine Frau und ein Mann sich den Vorsitz auf allen Ebenen teilen können. Können, nicht müssen. Niemand verbietet Kandidaturen von einzelnen Personen. Auch nicht von Männern. Wer bei der Wahl eine Mehrheit hinter sich vereinen kann, darf nach oben. Angst um ihren schon so bequem zurechtgesessenen Chefsessel müssen sich die vielen SPD-Vorsitzenden also nicht machen.
Eine SPD-interne Revolution ist vom Antrag der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen keineswegs zu erwarten. Theoretisch könnte es dann Doppelspitzen und mehr Frauen in Führungspositionen geben. Wie das in der Realität aussähe, ist eine ganz andere Frage. Vielleicht würde öfter mal nachgefragt, warum immer noch in nur jedem fünften Ortsverein eine Frau den Vorsitz innehat. Gleichstellung ist das noch nicht.
Dass die Antragskommission den Vorschlag ablehnt, weil er ihr nicht weit genug geht, ist unwahrscheinlich. Am Ende geht es wieder um Macht, die allein doch mehr Spaß macht.
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