Digitales Archiv zu Sinti und Roma: Reichtum der Kultur sichtbar machen
Das digitale Archiv „RomArchive“ ist das größte jemals für Sinti und Roma aufgelegte Kulturprojekt. Der Fokus liegt auf Selbstrepräsentation.
taz am wochenende: Das digitale Archiv der Sinti und Roma „RomArchive“ ist seit Donnerstag online. Was ist dort zu sehen?
Franziska Sauerbrey: Das Archiv zeigt kuratierte Sammlungen der Minderheit. Es geht um alle Kunst- und Kultursparten, auch um Bilderpolitik, die Bürgerrechtsbewegung und den Holocaust. Nutzer können sich durch 5.000 Objekte klicken, mit Texten, Bildern und Videos. Dabei wandern sie durch 600 Jahre Kulturgeschichte, von Briefen aus dem Konzentrationslager bis zu Werken zeitgenössischer Künstler. Alles ist auf Deutsch, Englisch und Romani verfügbar. Der Fokus liegt auf Selbstrepräsentation. Gemeinsam mit Vertretern der Sinti und Roma haben wir zwei Jahre lang überlegt, wie ihre Kultur sichtbar werden kann.
Wieso braucht es ein solches Archiv?
Isabel Raabe und mir ist vor einigen Jahren bewusst geworden, wie wenig die deutsche Mehrheitsgesellschaft über Sinti und Roma weiß. Deswegen soll das Archiv den Reichtum der Kultur sichtbar machen. Es ist das größte jemals für sie aufgelegte Kulturprojekt. Das Internet ist der ideale Ort für diese transnationale Minderheit, weil es von überall aus zugänglich ist. Das Archiv soll weiter wachsen. Schon jetzt bekommen wir Anrufe von Menschen, die ihre Nachlässe dem Archiv zur Verfügung stellen wollen.
Wie werden Sinti und Roma heute diskriminiert?
43,ist Mitinitiatorin des digitalen Archivs der Sinti und Roma „RomArchive“.
In Politik und Medien werden sie weiterhin als Sündenböcke dargestellt. Die Antidiskriminierungsarbeit der EU hat daran wenig ändern können. Das Archiv soll Fremdzuschreibungen wie dem Wort „Zigeuner“ eine eigene Kulturgeschichte entgegensetzen.
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