Digitale Diskriminierung bei Airbnb: Verstecke deine Hautfarbe!
Eine Studie behauptet, dass die Online-Wohnungsplattform Airbnb Rassismus begünstigt. Doch die Datengrundlage der Forscher ist dünn.
Airbnb soll also ein Rassismusproblem haben. Das behauptet zumindest eine Studie, die von den Harvard Business School-Professoren Benjamin Edelman und Michael Luca durchgeführt wurde. Die Forscher kamen nach ihren Untersuchungen zu dem Schluss, dass die großen Profilfotos der Anbieter Diskriminierung begünstigen würden, weil man die Hautfarbe erkennen kann. Deswegen müssten dunkelhäutige Anbieter die Miete um etwa zwölf Prozent senken, um mit anderen Anbietern mithalten zu können.
Die Daten der Studie beziehen sich auf Vermieter aus New York und wurden vor zwei Jahren gesammelt. Dass das bei 34 000 auswählbaren Städten eine repräsentative Stichprobe ergibt ist zu bezweifeln. Wie oft eine Unterkunft gebucht wurde, ist öffentlich nicht zu sehen. Deshalb konnte mit dieser Variablen nicht gearbeitet werden. Die Angebote wurden kategorisiert – da ging es etwa um den Zustand und die Lage der Wohnungen oder Zimmer, um das Aussehen der Anzeige und um die mögliche Herkunft oder Ethnizität des Anbieters.
Aus der sich dadurch ergebenden Einteilung ist abzulesen, dass die in der Kategorie „Schwarz“ eingeordneten Vermieter für eine ähnliche Unterkunft etwa zwölf Prozent weniger Miete verlangen, als alle anderen. Dass hier der Preis gesenkt wurde, weil die Nachfrage zu gering war, ist nicht belegt. Dass die Angebote überhaupt unter geringer Nachfrage leiden ebenfalls nicht. Und dass Rassisten aufhören rassistisch zu sein, wenn der Preis stimmt, klingt auch seltsam.
Als Anbieter ein Foto von sich zu posten ist auf Airbnb freiwillig. Edelman und Luca fordern trotzdem, Airbnb sollte erst gar keine Möglichkeit zur Diskriminierung bieten. Profilfotos sollten entweder nicht so prominent platziert oder Angebote anonymisiert werden – keine Namen und keine Fotos, als Vorbild nennen sie Ebay.
Infos für Vertrauen
Aus der Sicht der Nutzer gibt es bei Airbnb ein anderes Bedürfnis an persönlichen Informationen über den Anbieter als bei Ebay – schließlich kauft man kein gebrauchtes Buch, sondern sucht einen Vermieter oder sogar einen vorübergehenden Mitbewohner.
Die Informationen sollen eine Vertrauensbasis schaffen, man will wissen worauf man sich einlässt. Bei der Auswahl einer Unterkunft nehmen nur diejenigen die Hautfarbe als Entscheidungsgrundlage, die ohnehin Rassisten sind. Auch auf Anbieterseite kann es keine annehmbare Lösung sein sich verstecken zu müssen, um Mieter zu angeln – da holt man sich am Ende vor lauter Anonymität noch einen Rassisten ins Haus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sturz des Assad-Regimes
Freut euch über Syrien!
Krieg in Nahost
Israels Dilemma nach Assads Sturz
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Weihnachten und Einsamkeit
Die neue Volkskrankheit
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Trump und Krypto
Brandgefährliche Bitcoin-Versprechen