Die digitale Theaterwoche: Lebensrettungsmaßnahme Theater

Im kultureingeschränkten November fahren die Spielhäuser digitale Luxuskonserven auf; Berliner Theaterleute diskutieren das „Postpandemische Theater“.

Szene aus dem Theaterstück "Ein Volksfeind": Ein Schauspieler neben einem in Plastikfolio eingepackten Stuhl

Im Stream der Schaubühne: Thomas Ostermeiers Inszenierung von „Ein Volksfeind“ von Henrik Ibsen Foto: Arno Declair

Dieser Tage lernen wir eine neue Lebensrettungsmaßnahme kennen: zu Hause auf dem Sofa sitzen. Denn dort stecken wir weder uns selbst noch andere Menschen so leicht mit dem Virus an. Einziges Problem: was machen wir da, außer sitzen? Theaterschauen etwa? Genau, und zwar per Stream! Die Schaubühne bietet diese Woche den Stream von Thomas Ostermeiers berühmter Inszenierung von „Ein Volksfeind“ von Henrik Ibsen an. Da gibt es coole Musik und entspanntes Acting, das die Bobo-Szene von Charlottenburg und Prenzlauer-Berg aufspießt. Und die Doppelmoral einiger Besserverdiener im Bionade-Biedermeier (Schaubühne: „Ein Volksfeind“, 10.11., 18 Uhr bis 13.11., 18 Uhr. Im Stream: www.schaubuehne.de).

Auch die Berliner Festspiele packen digitale Luxuskonserven aus, wobei sie die Hilfe der knauserigen Rechtewächter bei 3sat beziehungsweise beim ZDF benötigen, wo die Theatertreffen-Inszenierungen aufgezeichnet wurden. Aber schon beim ersten Lock-Down im Frühjahr war hier eine neue Großzügigkeit zu beobachten. Jetzt gibt’s eine Inszenierung, die bei dem virtuellen Theatertreffen im Mai noch nicht zu sehen war: Molières „Der Menschenfeind“, von Anne Lenk inszeniert. Mit Ulrich Matthes unter anderem (Berliner Festspiele: „Ein Menschenfeind“, verfügbar seit 6.11. Im Stream: www.zdf.de/kultur).

Wer auf dem Sofa passiv nicht nur Theater gucken, sondern sich aktiv mit Aspekten der Krise befassen möchte, dem sei das Online-Symposium „Postpandemisches Theater“ empfohlen, das vom 11. bis 13. 11. das Literaturforum im Brechthaus, das Theaterportal nachtkritik.de und die Heinrich-Böll-Stiftung veranstalten, und zwar mit Gästen wie Shermin Langhoff, Janina Audick, Matthias Lilienthal, Armen Avanessian und Leuten von Fridays For Future. Tag eins (11.11.) verhandelt „Die Krise der Versammlung“, Tag zwei (12.11.) diskutiert „Postpandemische Räume“. An Tag drei (13.11.) wird vorsichtig nach der Zukunft gefragt. („Postpandemisches Theater“, 11. bis 13.11. jeweils ab 20:30 Uhr. Programm: www.lfbrecht.de/events; Im Stream: nachtkritik.de und boell.de).

Wer dann irgendwann das Sofa nicht mehr erträgt, und eine einigermaßen sichere Live-Atmosphäre in rettender frischer Luft sucht, kann sich für den Augemented Reality Walk „Für einen Tag“ von Fabian Raith anmelden, der noch bis 10.11. im Rahmen des Festivals „Theater der Dinge“ in der Schaubude läuft. (Schaubude: „Für einen Tag“, 10.11., 10 Uhr. Alle Infos: www.schaubude.berlin).

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