Theatertipps für Berlin: Wer ist systemrelevant?

Im Theaterdiscounter geht es um weibliche Fürsorge, während Sybille Berg in ihrem neuen Stück im Gorki faulige Frauenbilder aufs Korn nimmt.

„Care Affair“: Warum wird Fürsorge immer mit Frauen assoziiert? Foto: Paula Reissig

Jeder will plötzlich systemrelevant sein. Besonders Künstler*innen! Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass das Wort „System“ ziemlich verdächtig klang und der Abstand dazu eigentlich gar nicht groß genug sein konnte. Jetzt, wo Abstand gefragt ist wie lange nicht, wollen alle relevant für das System sein. Müssen wir uns Sorgen machen? Auf jeden Fall relevant sind Pflegerinnen und Krankenschwestern – Frauen zumeist und unterbezahlt. Wieso ist das eigentlich so? Dem geht ein Stream aus dem Theaterdiscounter nach.

„Care Affair“ des Berliner Künstler*innenkollektivs „Frauen und Fiktion“ beschäftigt sich mit der Frage, warum Fürsorge eigentlich immer an gebärfähige Körper gebunden ist. Um dem Thema näher zu treten, wird zu einem „glamourösen Abend der Sorgetragenden“, einer „Feier fürsorglicher Figuren“ geladen. Schließlich werden neue fürsorgliche Gemeinschaften aus queerer Perspektive imaginiert. (Theaterdiscounter / Frauen und Fiktion: „Care Affair“, 19. bis 22.11., jeweils 20 Uhr, vorher Ticket online erwerben, Stream & Ticket: theaterdiscounter.de/stream).

Von den Abgründen der Frauenbilder handelt auch das neue Stück von Sibylle Berg „Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden“, von Sebastian Nübling im Oktober 2020 im Gorki Theater u.a. mit Katja Riemann uraufgeführt. Es ist der letzte Teil einer Theaterserie, deren erster Teil 2013 unter der Überschrift „Es sagt mir nichts, das sogenannte draußen“ über die Bretter ging.

Immer wurden Sexismen und faulige Frauenbilder zerpflückt und dem Publikum lustvoll um die Ohren gehauen. Chorisch marschieren auch diesmal virtuose Schauspielerinnen auf. (Gorki Theater: „Es sagt mir nichts, das sogenannte draußen“ (18. & 20. 11., jeweils ab 19:30 Uhr für 24 Stunden (mit Online Ticket, Stream & Ticket: dringeblieben.de).

Aus Zeiten, als das Männnerbild noch unangefochten war, stammt der römische Kriegsherr Coriolanus. Allerdings hat er schon das Volk im Nacken, denn es hungert und die Regierung bunkert den Weizen. Brecht hat Shakespeares politischstes Drama in den frühen 1950er Jahren bearbeitet.

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1964 gab es dann am Berliner Ensemble eine legendäre Inszenierung, u.a. mit Ekkehard Schall, einem der größten Theaterstars jener Jahre, in der Titelrolle. Brechts Tochter Barbara spielt ebenfalls mit. Jetzt streamt das Berliner Ensemble den berühmten Theaterklassiker eine Woche lang. Theatergeschichte at it's best! (Berliner Ensemble: „Coriolan“, 20. 11, ab 18 Uhr, bis 26.11., 18 Uhr. Stream: www.berliner-ensemble.de).

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