„Die Zeit“ in China: „Pekinger Protokoll“ der Repression
Die China-Korrespondentin der „Zeit“ berichtet über die Verhaftung ihrer Mitarbeiterin durch chinesische Behörden. Ihr Zustand sei bedenklich.
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In der aktuellen Ausgabe der Zeit erläutert Korrespondentin Angela Köckritz erstmals ausführlich die Umstände der Verhaftung ihrer chinesischen Mitarbeiterin Zhang Miao. Beide waren im September des vergangenen Jahres nach Hongkong geflogen, um über die anstehenden „Occupy Central“-Proteste zu berichten. Die chinesische Polizei hatte Zhang Miao daraufhin im Oktober in Songzhuang bei Peking festgenommen.
In ihrem „Pekinger Protokoll in eigener Sache“ berichtet Köckritz von repressiven Maßnahmen seitens der chinesischen Behörden bei der Suche nach ihrer Kollegin. Familie und Anwalt seien erst eine knappe Woche nach der Verhaftung über Zhang Miaos Aufenthaltsort informiert worden.
In der Folgezeit geriet auch Köstrick selbst in den Fokus der Ermittlungen. Sowohl Vertreter der Staatssicherheit als auch des chinesischen Außenministerium hatten ihr in stundenlangen Verhören private Aktivitäten als Spionin und „Agent Provocateur“ vorgeworfen. Laut den Staatsbeamten hätte Zhang Miao gegen sie ausgesagt, gemeinsam seien sie an der Organisation von Protesten beteiligt gewesen.
Nachdem sie ohne Anwalt und Übersetzer ein chinesisches Protokoll der Verhöre unterzeichnen sollte, verließ Köckritz China, in ihren Koffern nur die nötigsten Habseligkeiten.
Neben der Kritik am chinesischen Rechtssystem äußert sich Köckritz auch selbstkritisch. So habe sie Zhang Miao nie offiziell als Assistentin angemeldet, einerseits aus Angst vor Überwachung, andererseits auch aus Kostengründen. Zhang Miao wurde unterdessen in das Gefängnis von Tongzhou verlegt, wo von Wärtern beauftragte Schläge durch Zellengenossen eine gängige Methode seien, so Köckritz. Zhangs körperlicher und seelischer Zustand sei laut ihrem Anwalt bedenklich.
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