Die Wochenvorschau von Uwe Rada: Hoch und nieder die internationale Solidarität
Karneval in Cottbus und Karneval in Potsdam. Als ob es keine anderen Probleme mehr gäbe. Etwa die Wirtschaft. Nur ist Tesla nicht selber schuld?
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Ach ja, es ist Karneval. Während in Berlin davon – danke! – nur wenig zu sehen ist, flippt Cottbus mal wieder aus. Vielleicht auch deshalb hat sich Brandenburg zur Karnevalshochburg der Region ausgerufen. Pünktlich um 11.11 Uhr empfängt Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Rosenmontag 23 Abordnungen Brandenburger und (!) Berliner Karnevalsvereine, darunter auch sechs Kinderprinzenpaare. Aber auch für Brandenburg gilt: Am Aschermittwoch ist alles vorbei.
Während in Berlin in der Kultur und in der Bildung der ganz und gar nicht karnevaleske Kahlschlag weitergeht, darf die Immobilienwirtschaft hoch hinaus. Ebenfalls am Montag feiert der Estrel Tower Richtfest. Mit einer Höhe von 176 Metern entsteht bis 2026 Berlins höchstes Gebäude, übertroffen nur noch vom Fernsehturm.
Einen Autobahnanschluss gibt es für das Estrel gewissermaßen schon mit der A100. Gespannt darf man sein, ob es auch mit dem Fahrrad zu erreichen ist.
Mit dem neuen Hochhaus kann bestimmt auch Visit Berlin hübsch werben. Zum Beispiel auf der Internationalen Tourismusbörse ITB, die am Montagabend von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) eröffnet werden wird. Gastland wird in diesem Jahr Albanien sein. Das ist touristisch zwar kein Geheimtipp mehr, lohnt sich aber trotzdem.
Häftling Nummer 2
Lohnen könnte sich am Dienstag auch ein Besuch beim Club der polnischen Versager. Um 19 Uhr stellt dort der Journalist Sebastian Christ sein Buch über Otto Küsel vor. Der Kleinkriminelle kam 1940 als „Häftling Nummer 2“ nach Auschwitz, wo er Hunderten von polnischen Häftlingen das Leben gerettet hat. In Polen ein Held, ist Küsel in Deutschland weitgehend unbekannt.
Elon Musk ist kein Kleinkrimineller, bei ihm muss alles ganz groß sein. Nur schmiert der Absatz von Tesla gerade überall in Europa ab. In Deutschland waren es vom Januar 2024 zum Januar 2025 60 Prozent, in Polen sind es 49 Prozent.
Was das für die Brandenburger Wirtschaft bedeutet, wird sicher ein Thema sein, wenn die Landesregierung aus SPD und BSW am Dienstag zur Industriekonferenz einlädt. Sicher wird das BSW wieder mit der Forderung nach einem Ende der Russland-Sanktionen auffällig werden. Das wäre nichts Neues. Viel interessanter wäre zu erfahren, ob die AfD ihren Fuhrpark nun aus faschistischer Solidarität mit Teslas auffrischt.
Um Solidarität geht es auch am Samstag, aber um eine ganz andere als die zwischen den Rechtspopulisten. Am Internationalen Frauentag gibt es nicht nur die frauentaz, sondern auch eine Mahnwache der AG „Trostfrauen“ im Korea Verband: um 12 Uhr an der Friedensstatue in Moabit Ecke Birkenstraße/Bremer Straße.
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