Die Wochenvorschau für Berlin: Es wird wieder gesungen
Ob Weihnachts- oder andere Lieder – es wird gesungen werden in Berlin. Was wohl Kevin Kühnert bei der Jungen Union anstimmt?
Tief Luft holen und dann: „Stiiiiele Naaaaacht, heiiiiligeeee …“ Sie ahnen schon: Heute, am Montag, beginnen die glühweingetränkten Warmsingprobewochen auf den unzähligen unseligen Berliner Weihnachtsmärkten. Wer’s mag!?
Zum Glück gibt es aber auch noch ein hochpolitisches – u0nd dennoch unterhaltsames – Kontrastprogramm. Die Woche wird dominiert vom nächsten großen Fridays-for-Future-Klimastreik, der wie üblich am Freitag stattfindet. Auch in den Tagen davor sind Aktionen zu erwarten, damit Ende der Woche keine Lehrerin sagen kann, sie habe von nichts gewusst, wenn sie vor ihrer leeren Klasse steht. Am jüngsten Großprotesttag Ende September nahmen in Berlin laut Veranstalter rund 270.000 Menschen teil. Mal sehen, ob es wieder so viele werden.
Ein bisschen Pech mit politischen Veranstaltungen hatte zuletzt die Junge Union, also jene Pennäler, die sich zu jung in schlecht sitzende Anzüge zwängen, diese mit einem Deutschlandfähnchen-Anstecker garnieren und in dieser Montur auch ohne Glühwein gern das eine oder andere Liedchen anstimmen.
Die Jungunionisten in Mitte wollten am Freitag eigentlich ihre Weihnachtsfeier unter dem Motto „Schlager gegen links“ abhalten. Nachdem sie das publik gemacht hatten und den erwarteten Shitstorm abbekamen („Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich“), bekam das Ganze eine solche Schlagseite, dass sich die JU einen neuen Veranstaltungsort suchen musste – welcher, ist bisher unbekannt.
Die rote Sonne
Bekannt ist hingegen, dass auch Kevin Kühnert via Twitter einige Liedvorschläge für diese Sause („Fiesta Mexicana“) gemacht hat. Trotzdem ist der Juso-Bundeschef bei der JU noch gern gesehener Gast. Am Mittwochabend diskutiert er auf deren Einladung darüber, wie es mit der Groko weitergehen soll. Wer diese Veranstaltung im Quadriga-Forum am Werderschen Markt sprengen will, muss sich unbedingt bis Montag dafür auf der Seite der JU anmelden. Motto: Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt …
Nicht zum Singen zumute ist hingegen vielen Linken in Neukölln, das seit geraumer Zeit von einer Serie rechter Anschläge betroffen ist. Angeblich ermittelt sogar schon die Polizei, aber herausgekommen ist bisher: nix. Das ist kaum zu glauben. Immerhin wurde über das Thema schon in der letzten Sitzung des Innenausschusses geredet – mit immerhin der Erkenntnis, dass die Polizei Probleme damit hat, Namen korrekt zu schreiben.
An diesem Montag wird es im Innenausschuss noch einmal um Neukölln gehen, teilweise aber hinter verschlossenen Türen. Die Presse darf derweil vor dem Abgeordnetenhaus warten – und ein Weihnachtsliedchen trällern.
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