Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Der Berliner Leninkopf als Übungsgeschenk für den IS , das Helmut- Schmidt-immun-Gen – und Naledi hatte noch viel vor sich.

Das Beste an Hans-Peter Friedrich ist das „Ex“ vor seinem Innenminister. Foto: dpa

Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

1.500 Lebensmitteltüten für 1.400 Flüchtlinge am Dortmunder Hauptbahnhof.

Was wird besser in dieser?

Draußen 20 Nazis. Hätte jeder 5 Tüten abhaben können!

Obama will 10.000 syrische Flüchtlinge aufnehmen. Steht denn in Guantánamo so viel leer?

Psssst! Seid Ihr irre? Die machen das! Die US-Regierung führt tatsächlich die „strengen Sicherheitsvorkehrungen der Anti-Terror-Gesetze“ als Gründe an, so vergleichsweise wenig Menschen zu helfen. Zudem legen vor allem die Republikaner Wert auf den Irrtum, die Flucht habe nichts mit den Bush-Feldzügen im Irak zu tun. Daher auch die topaktuelle Verschwörungstheorie von den „weapons of mass migration“. Tenor: Aus Angst vor Zuwanderung müsse man halt Ganoven wie Assad oder dunnemals Gaddhafi und Saddam Hussein durchdulden, damit sie ordentlich rumzöllnern. Kurz: Wer keinen Plan für Migration hat, muss weltweit Verbrecher unterstützen. Hey … keine so schlechte Analyse!

Der ehemalige Innenminister und CSU-Politiker Hans-Peter Friedrich bezeichnet die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung als „beispiellose Fehlleistung“ und meint damit die Grenzöffnung für Fliehende aus Ungarn: Ändern sich manche Menschen nie?

Das Beste an Friedrich ist das „Ex“ vor seinem Innenminister. „Verheerende Spätfolgen“ – „Kontrollverlust“ – „böses Erwachen“ orakelt der Mann, der den Amerikanern erklären sollte, warum wir NSA nicht akzeptabel finden. Würde sich nun später tatsächlich ein Flüchtling als IS-Sympathisant erweisen, bräuchte Friedrich doch wieder Wochen, sich operativ das Grinsen entfernen zu lassen. Seine Argumente ähneln frappant denen jener Länder, die keine Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland aufnehmen wollten.

Anhänger des türkischen Staatspräsidenten Erdoğan stürmen die Redaktion der Zeitung Hüurriyet und greifen die linke kurdische Partei HDP und kurdische Einrichtungen an, die PKK tötet Polizisten und steht ihrerseits unter Beschuss: Sieht so ein sicheres Herkunftsland aus?

So sieht ein Land aus, das nicht in die EU durfte. – Cem Özdemir weist drauf hin, dass ein G-20-Gipfel in Antalya im November keine gute Idee ist. Danach soll die Türkei die G-20-Präsidentschaft übernehmen. Puh! EU und USA haben in anderen Ländern schon für deutlich weniger „regime change“ und „friedliche Revolution“ gespielt.

Liegt die Ukraine jetzt in Syrien? Oder was machen die Russen da?

Vermutlich um den Jubel der US-Republikaner buhlen. Die zeihen Obama, in Syrien zu lasch und zu geduldig zögernd vorgegangen zu sein. Wäre es auch o. k., Russland zu fragen, ob es Flüchtlinge aufnimmt ?

Lenins Kopf wurde ausgegraben, also der seines steinernen Denkmals auf dem einstigen Leninplatz in Berlin. Was steckt bei Ihnen so in der Erde?

Nach der Ausstellung, für die er exhumiert wurde, kann man den Leninkopf ja dem IS zum Üben schenken. Bei uns isses porös, das Ruhrgebiet liegt streckenweise 60 Meter tiefer als vor dem Kohlebergbau. Wir sind im Grunde schon komplett ausgegraben.

Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt hat seit seiner OP nicht mehr geraucht. Wer weckt den alten Mann auf?

Kurzes Zeitfenster für die EU, das Verbot von Mentholtabak doch noch durchzudrücken. Wenn ich mal tot bin, lass ich als Erstes untersuchen, ob ich das Helmut-Schmidt-immun-Gen hatte. Dann kann ich mich die ersten 20 Jahre im Jenseits ärgern, dass ich mir das Rauchen abgewöhnt habe.

In Südafrika wurde endlich ein „neuer Mensch“ entdeckt. Der „Homo naledi“ hatte einen sehr grazilen Körperbau und ein nur etwa orangengroßes Gehirn. Wir sind inzwischen weiter – oder?

So aufregend alle diese Entdeckungen über Vorfahren sind – so skurril ist unsere Idee, genau dies, die Evolution, würde nicht weitergehen. Manche Darwinisten meinen, der moderne Mensch passe sich nicht mehr der Umwelt, sondern die Umwelt sich an. Damit sei die Evolution am Ende. Andere schlagen vor, mit der Globalisierung des Erbgutes gehe die Evolution auf einen neuen, weltweiten Menschentypus zu. Wieder andere warnen, keine Variante von Homo sapiens werde die anstehenden Risiken von Klima über Atom bis Krieg überstehen können. Vielleicht begeistert uns Naledi auch so, weil er noch viel vor sich hatte.

Und was machen die Borussen?

81.359 Zuschauer, tränenreicher Jubel, alle begeistert: Was lernt die Bundesregierung aus dem Abschiedsspiel von Dortmunds legendärem Abwehrspieler Dede?

Fragen: ADS, AW

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