Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Generalbundesanwalt Harald Range als Gottvater of Deppfunding, Winfried Kretschmann fürchtet um die Kirchen und Barack Obama um seine Macht.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Informierten Kreisen zufolge wollte Angela Merkel dieses Jahr aufhören. Noch informierteren Kreisen zufolge tritt die 2017 wieder an.
Was wird besser in dieser?
Sie macht zwei Jahre Pause.
Den Journalisten und Betreibern des Blogs netzpolitik.org, Markus Beckedahl und Andre Meister, wird Landesverrat vorgeworfen, weil sie auf ihrem Blog Dokumente vom Verfassungsschutz veröffentlicht haben. Jetzt geht die Demokratie in diesem Land unter. Letzte Worte?
Wenn eine Webagentur sich einen werblichen Paukenschlag für die verdienstvolle, doch mäßig refinanzierte Arbeit von netzpolitik.org erbraint hätte: Den Vorschlag hätte man ablehnen müssen, denn so doof ist kein Bundesanwalt. Hehe. Generalbundesanwalt Range darf – ungeachtet seines überfälligen Rücktritts – schon jetzt als Gottvater des Deppfunding gewürdigt werden. Der Mutwille, mit dem er in die Blamage trottelte: Er bestellt das Gutachten, ob Landesverrat verübt wurde, nachdem er das Ermittlungsverfahren wegen Landesverrats bereits aufgenommen hat. Die in Rede stehenden Texte waren „vertraulich“ eingestuft, eben nicht „geheim“. Wenn das kein Antrag auf Frühpensionierung war, dann wäre interessant zu erfahren, mit wem der Mann redet, bevor er handelt. So hat er netzpolitik.org die Aufmerksamkeit und hoffentlich auch Zuwendung verschafft, die dort viel Gutes bewirken mag. – Übrigens musste die griechische Regierung auch auf deutsches Betreiben kürzlich unterschreiben, ihre Gesetzgebung „Institutionen“ zur Genehmigung vorzulegen, bevor Öffentlichkeit und Parlament davon erfahren. Vulgo: Hochverrat. Range, fass.
Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann schließt die Ausweitung der Liste sicherer Herkunftsländer nicht aus. Bewirbt sich da jemand für die CSU?
Kretschmann befürchtet, die positive Stimmung in der Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen könnte kippen, wenn Flüchtlinge kämen. Das wäre ja nun auch dreist von denen. Immerhin hat Rot-Grün in Exjugoslawien vor keinem Völkerrechtsbruch zurückgeschreckt, um ein paar sichere Herkunftsländer zurechtzubomben. Wenn die Leute von dort nun in unsere Kirchen strömen, kann man da sonntags keine mildtätigen Reden halten.
Wladimir Putin kümmert sich um seine Freunde: Berlusconi soll er angeblich einen Ministerposten in Russland angeboten haben und Fifa-Präsident Joseph Blatter soll den Nobelpreis bekommen. Nur die Tiermutti Brigitte Bardot scheint ihm egal zu sein, warum?
Indirekt hat er auch den deutschen IOC-Chef Bach mit Nobelpreisen beworfen, und Altkanzler Schröder dürfte in einer Riege mit Berlusconi, Depardieu und Blatter doch auch irgendwann zu nde beleidigt sein. Putin zeigt ein bemerkenswertes Gespür dafür, keinerlei bemerkenswertes Gespür zu haben. Wer heute für eine andere Politik gegenüber Russland eintritt als die EU, muss sich also einerseits als „Putinversteher“ anpöbeln lassen, andererseits auf das bessere Russland jenseits Putins vertrauen. Auch nicht leicht.
Barack Obama sagt, er würde locker noch eine dritte US-Präsidentschaftswahl gewinnen, wenn er noch mal dürfte. Hat er Allmachtsfantasien?
Er warnte andere vor solchen, in Addis Abeba mahnte er afrikanische Potentaten, sich an die verfassungsrechtlich vorgegebenen Amtszeiten zu halten. Roosevelt wurde viermal gewählt, danach begrenzte ein Verfassungszusatz die Amtszeit von US-Präsidenten auf zwei. Allerdings könnte Obama als Vize eines neu gewählten Präsidenten, der aus übergeordneter Einsicht nach seiner Wahl spontan ablebt, noch ein drittes Mal ran. Hm. Drohne?
Der ehemalige griechische Finanzminister Varoufakis hat Reporter und Reporterinnen von Stern, Spiegel und Zeit Magazin zu großen Interviews eingeladen. Herausgekommen ist: Er fährt Motorrad, ist sexy und seine Frau auch. Was hätten Sie ihn gefragt?
Hat’s Spaß gemacht ?
Löwe Cecil wurde erbarmungslos in Simbabwe umgebracht. Der Mörder ist ein reicher Zahnarzt aus den USA, der für den Schuss 55.000 Dollar gezahlt haben soll. Die ganze Welt hasst diesen Mann jetzt. Sie auch?
Das ist für viele Länder ein Wirtschaftszweig, „Jagdreisen“ auch nach Ungarn etwa oder weiß der Geier. Man lese die Pirsch oder Wild und Hund und kotze in den Anzeigenteil.
Und was machen die Borussen?
Siehe oben: Nehmt Putin die Chance, Kevin Großkreutz zum russischen Nationalspieler zu berufen. Lasst den Mann endlich wieder aufs Feld.
Fragen: IPP und AFRO
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland