Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Merkel räumt routiniert Themen ab, während Steinbrück seinen Einsatz verpasst. Uli Hoeneß wird derweil sozialverträglich bespaßt. Zum Glück.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Henkel und Hankel gründen eine „Anti-Euro-Partei“
Und was wird besser in dieser?
Ich warte noch auf Honkel und Hunkel. Oder sie nennen sich gleich „Die Clowns“.
Peer Steinbrück hat Silvio Berlusconi einen Clown genannt. Italiens Staatschef Napolitano hat das derart traurig gestimmt, dass er nicht zum gemeinsamen Teetrinken kommen konnte. Muss sich Steinbrück jetzt Sorgen machen, dass er nie wieder für Vorträge in Italien gebucht wird?
Steinbrück, bisher SPD-Garantie für dummen September, kennt sich jetzt auch mit dummem August aus. „Send in the clowns“, hatte The Economist unverpeert auch getitelt, allerdings hinzugetextet: Italien habe wutgewählt, weil die Clowns am heftigsten gegen Merkel tölpelten. Kurz: Steinbrück unterließ es, die Bande als „Merkels Clowns“ dem politischen Gegner anzuheften. Das ist für einen Wahlkämpfer höchstens halbgut.
ist Journalist und Fernsehproduzent. Von der taz wird er jede Woche zum Zustand der Welt befragt.
Angela Merkel mausert sich von der Öko- zur Homo-Kanzlerin. Wenn Sie schwul und heiratswillig wären, würden Sie Merkel als Trauzeugin einladen?
Merkel räumt routiniert Themen ab. Verfassungsgerichtschef Voßkuhle hat angekündigt, noch vor der Wahl auch ein Urteil zur steuerlichen Gleichstellung von Nicht-Hetero-Ehen zu erlassen. Prompt kriegt er erst mal Tadel von Kauder, Friedrich, Lammert: Er gebe zu viele Interviews. Der dickere Kracher kommt hinterher: Wenn die Union, not- und verfassungsgedrungen, Homo-und Hetero-Ehen gleichgestellt hat, wird ein Drittel der deutschen Familien verfassungswidrig benachteiligt: die Unverheirateten. Das wird dann mal richtig teuer. Deshalb bringt Unionsfraktionschef Kauder bereits jetzt ein „Familiensplitting“ ins Gespräch. Merkel als Trauzeugin? Sie ist bei Wehrpflicht, Atomkraft, Homo-Ehe und sonst wo gekippt: Die sagt spätestens nach den Flitterwochen, sie sei schon immer gegen diese Ehe gewesen.
Recep Tayyip Erdogan hat Angela Merkel in der Türkei zum Staatsbesuch empfangen. Dabei hat der türkische Ministerpräsident ihr eröffnet, dass die Türkei doch schon längst Mitglied der EU sei. Weil schon 5 Millionen türkische Bürger in der EU lebten und arbeiteten. Merkel wusste von dem Beitritt bis dahin gar nichts. Sollte sie all ihre Berater feuern?
Die Türkei in die EU zu holen, ist zwar wieder ein Bruch mit einer Traditionslinie der Union; Kohl betonte, „Anatolien liegt nicht in Europa“. Doch es freut die Amis, es bindet eine für Irak, Syrien, Nahost aufstrebende Regionalmacht ein und es kommt ein wirtschaftlich Starker nach allen EU-Problembären mit an den Tisch. Kurz: Es ist das Gegenteil von dem, was die Bundeskanzlerin immer erzählt hat, aber vernünftig. 9,9 Merkel.
Haben Sie eigentlich schon mal den Harlem Shake getanzt? Und wenn ja: Wie können Sie sich am Kulturgut der Afroamerikaner in Harlem bereichern?!?
Es gibt Busfahrer auf Restschnee, die kriegen den Effekt ohne Musik hin. Egal! Harlem Shake ist die erste Nummer 1, die wegen der Zahl der Internetaufrufe die Charts anführt. Das ist ein Datum.
Die FDP will nicht, dass die Menschen ihren Mindestlohn in Automatencasinos verzocken. Deshalb soll ein neues Gesetz deren Anzahl beschränken und alles anständiger machen. Hand aufs Herz: Mit welchem FDP-Mitglied würden Sie eigentlich am liebsten ins Casino gehen?
Das Wirtschaftsministerium hat einfach alle Argumente gegen Daddelautomaten aufgeschrieben, die es sauber durchignoriert hat, solange Branchenführer Gauselmann dicker Parteispender der FDP war. Nun kann sich Rösler wie die anderen Junkies auch nervös blinzelnd das Walzenfeld zuhalten: Entweder ist ein tolles Gesetz drunter – oder endlich wieder Parteispenden. Win-win.
Uli Hoeneß sagt, dass die deutsche Machtfrage jetzt geklärt sei. Wozu also noch Bundestagswahlen?
„Vormachtstellung“ und „Nationale Machtfrage geklärt“; das Einzige, was Hoeneß noch fehlt, ist offenkundig die Option, spätestens ab der zweiten Halbzeit bewaffnete Spieler einzuwechseln. Dem Fußball ist zu danken, solche Typen sozialverträglich zu bespaßen.
Und was machen die Borussen?
Auf der Südtribüne demonstrierten beim Hannover-Spiel auch Ultras für das Fanprojekt, gegen Nazis, bekundeten Solidarität mit den Opfern von Nazi-Übergriffen. In der Halbzeit bewarb der Stadionsprecher Ökostrom. Was für ein langweiliger Klub. FRAGEN: DLK
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