Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Der BVB pflügt die Bayern um, der Apparat vielleicht de Maizière, und Schwarz-Rot wäre besser als Schwarz-Gelb.

„Gegen jede Ausschließeritis“: Hannelore Kraft Bild: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Ich habe keinen Trainingsrückstand. Es ist so, dass der Fahrradreifen am Asphalt kleben bleibt. Bestimmt!!!

Was wird besser in dieser?

Wie der BVB mit null Neuzugang in der Startaufstellung das überteuerte Perlenkästchen Bayern umpflügt – ein Witz, den man sich eine Urlaubswoche lang gut immer wieder erzählen kann.

Angeblich ist Geheimdienstkoordinator Ronald Pofalla nach wochenlanger Abstinenz am Donnerstag vor dem Parlamentarischen Kontrollgremium aufgetaucht. Glauben Sie, dass das wirklich er war?

Er hat das Adjektiv „verpoft“ zu neuer Blüte geführt. So verhirn- wie verharmlosend allerdings, denn die PKG-Sitzung war die Jahreshauptversammlung der einarmigen Banditen zum Thema Klavierkonzerte. Pofalla sagt nicht, was er über den Datenklau der US- und anderer Dienste womöglich weiß. Die Opposition fragt nicht, um nicht eigenes Wissen aus der Regierungszeit zu entblößen. Dann gehen alle vor die Kameras und empören sich über das miese Konzert der anderen. Wenn Pofalla seinen Job gemacht und Merkel gründlich informiert hat, fliegt sie. Wenn nicht, er. Zu beider Glück wissen das nur die beiden.

Pofalla meint, wir sollen alle mal etwas runterkommen von der emotionalen Diskussion. Hat er recht?

Die Lenor-Version seines Bosbach-Spruchs „Ich kann deine Presse nicht mehr sehen“. Otto Schily sekundiert und Merkels Linie schimmert durch ein paar Äußerungen: Da kann man nichts machen – außer selber machen. Das Kernthema – Über-Überwachung – schenkt man als getarnte Zweitstimmenkampagne der FDP. Ein bisschen Flurschaden links durch erstarkende Piraten wäre willkommen. Das Meta-Thema „Lügt die Regierung?“ ist die Chance der Opposition. Nur das würde einen Einschlag auf die Beliebtheitskurve Merkels haben. Drolligerweise ist die Debatte eben noch nicht emotional, sondern sehr fachlich-sachlich und nicht jedermann zugänglich.

Verteidigungsminister de Maizière hat keine Lust, wegen der teuren Drohne zurückzutreten. Er habe so lange gesät, jetzt möchte er auch mal ernten, sagt er. Sollte er vielleicht Landwirtschaftsminister werden?

Bei allem Respekt vor seinen Vorgängern … – okay, der Satz ist eine sportliche Herausforderung mit Blick auf Scharping, Jung, Guttenberg. Hm. Also noch mal: Mit de Maizière scheitert an diesem Ministerium ein besonnener, fleißiger und ideologisch disponibler Spitzenbeamter. Bei seinen Vorgängern war man geneigt, es denen anzukreiden. Bei de Maizière neige ich zu der Befürchtung: wenn der militärisch-industrielle Komplex einen wie ihn niederreitet, ist er außer Kontrolle. Ohne de Maiziere heiligsprechen zu wollen: Sein Scheitern wäre ein Beweis der Unregierbarkeit des Apparats.

In Schwäbisch Gmünd sollten Asylbewerber am Bahnhof für 1,05 Euro die Stunde beim Gepäcktragen helfen. Guter Integrationsversuch?

Rekordambivalent. Das „Ausländerrecht“ verbietet geregelte Arbeit – und damit Integration. 1,05 Euro ist herabwürdigend wenig, doch mit Trinkgeldern könnte das mehr sein als fiese Gutscheine. Asylbewerber in Uniform beim Schleppen in der Hitze sieht aus wie Apartheid, Asylbewerber weggesperrt in der Unterkunft ist Apartheid. Je genauer man guckt, desto weniger weiß man – blöder Journalismus aber auch.

Hannelore Kraft hält eine große Koalition nach der Wahl im September für möglich. Ist die Bundesrepublik wieder bereit?

Ich glaube, viele wünschen sich das. Zumal Steinbrück einen Job im Kabinett Merkel ausgeschlossen hat. Man bekäme eine bessere Regierung als Schwarz-Gelb und wäre die lose Kanone an Bord der alten SPD los. Kraft hat, aus berufenem Munde, allerdings „gegen jede Ausschließeritis“ votiert: Sie hat sich ihren Job mit einer vielgeschmähten Duldungsvereinbarung mit den Linken erkauft. Dieser Interviewteil scheint unerhört überhört.

Die Axel Springer AG hat einen Gutteil ihrer Zeitungen und Zeitschriften verkauft. Die 68er haben noch „Enteignet Springer!“ gefordert. Warum freut sich denn heute keiner?

Die WAZ-Gruppe kann Zeitungen ohne Journalisten, Springer Zeitungen ohne Journalismus – das ruft nach Fusion. Doch Springer scheint entschlossen, keinen Journalismus ohne Zeitungen auszuprobieren. Macht Sinn.

Und was machen die Borussen?

Höchste Zeit für die offizielle Saisonprognose des Jupp-Schmiedeskamp-Orakels aus dem Dortmunder Norden! Jupp grüßt von Juist und fasst die Sache so zusammen: „Irgendwas zwischen Platz zwei und eins. FRAGEN: ANM

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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