Die Werbepause: Fracking-PR mit Schmäh-Dino
Statt sich für seinen Negativ-Preis vom Naturschutzbund zu schämen, macht Exxon mit ihm kindgerechte Werbung fürs umstrittene Fracking.
Wenn ein Unternehmen einen Negativ-Preis bekommt, schweigt es darüber normalerweise verschämt. Denn wer lässt sich schon gern als „Dinosaurier des Jahres“ bezeichnen? Diese Auszeichnung verleiht der Naturschutzbund jedes Jahr an einen Konzern, der sich „in Sachen Umweltschutz als besonders antiquiert erwiesen hat“.
Ganz anders macht es derzeit ExxonMobil: Der Energie-Riese, der den Negativ-Preis zum Jahreswechsel für seine „Verharmlosung des umstrittenen Fracking-Verfahrens“ bekommen hat, nutzt den Preis für eine neue PR-Kampagne fürs Fracking: Im Internet ließ Exxon über einen Namen für den Dino abstimmen. Unter den 400 Teilnehmern setzte sich „Frexxi“ durch. Die Plätze zwei und drei nehmen „Frackus Futurus“ und „Fracky der Frackosaurus“ ein.
Der verkündet nun auf der Exxon-Webseite, dass Fracking „eine fast schon dinoalte Tradition“ habe, und erzählt auf seinem eigenen Twitter-Account in kindgerechter Sprache, wie harmlos die Technik sei, bei der unter hohem Druck Wasser und Chemikalien in den Untergrund gebracht werden, um Erdgas aus Gesteinsschichten zu lösen.
Nicht nur der Nabu ist empört, dass sein Schmähpreis zur „Verharmlosung berechtigter Sorgen“ zweckentfremdet wird. „Die Kampagne von Exxon zeigt ganz klar, dass der Dino beim richtigen Empfänger gelandet ist", meint Sprechrin Iris Barthel. Auch Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) findet es „indiskutabel“, dass Exxon im Internet „auf ’Kinderfang‘ für seine Risikotechnologie“ geht.
Diesen Vorwurf kann wiederum Exxon nicht verstehen. Die lustige Comic-Figur richte sich mit ihren Sprüchen („mit dinodetektivistischem Spürsinn auf den Spuren von Fracking“) keineswegs an Kinder, sagte Firmensprecher Klaus Torp der taz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül