Die Werbepause: Stramm! Stark! Männlich!
Das Textillabel „Strammer Max“ bewirbt ein Korsett für Herren. Die „Shapewear“ soll aber nicht Schönheitsnormen bedienen, sondern den Rücken schonen.
Mann war dem Triumph selten so nah, denn es wird aufgerüstet im ewigen Kampf gegen das Bierbäuchlein: Das Textillabel Strammer Max (sic!) bringt „moderne Shapewear in Premium-Qualität“ heraus, und zwar exklusiv für Männer.
Was wie ein ganz normales T-Shirt aussieht, besteht aus total innovativen „High-Tech-Materialien“, die den schwabbeligen Oberkörper zusammenquetschen und somit die Illusion eines formschönen Torso schaffen – ohne Sit-ups und ohne Diät. Schließlich verspricht schon der Markenname: Wir lassen uns nicht unser in Butter geröstetes Schinken-Ei-Brot nehmen. Wir stehen auf die gute alte Hausmannskost. Wie so richtig stramme Kerle halt.
Doch ganz so eindimensional wollte man die Shapewear nicht vermarkten. Denn die Marketingabteilung weiß: Wenn es nur um einen geilen Körper ginge, dann wäre das Zauberhemd ja nichts anderes als die altbekannte Korsage, die Frauen schon seit dem 16. Jahrhundert die Luft abschnürt. Und weil das irgendwie so gar nicht männlich wirkt, ist die optische Veränderung im Werbespot auch nur eine Fußnote wert.
Stattdessen wird ein Schreiben des Werksarzt-Zentrums (auf authentischem Briefpapier) eingeblendet, das die positiven Auswirkungen der Shapewear auf den Rücken bescheinigt – zwei Minuten lang geht das so.
Strammer Max macht also vor allem stark, und leistungsfähig, und männlich. Der geile Fake-Body ist nur ein toller Nebeneffekt. Ja, klar. Marie Antoinette lässt grüßen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vor der Bundestagswahl
Links liegen gelassen
Spendenrekord im Wahlkampf
CDU bekommt fast zehnmal so viele Großspenden wie SPD
Evangelische Kirche im Osten
Wer will heute noch Pfarrer werden?
Mögliches Ende des Ukrainekriegs
Frieden könnte machbar sein
Debatte nach Silvester
Faeser und Wissing fordern härtere Strafen
Baerbock und Barrot in Damaskus
Kein Geld für „islamistische Strukturen“