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Die Wahrheit„Lass dich bloß nicht mit Putin ein, Stevie!“

Das Wahrheit-Exklusiv-Interview der Woche: Die taz-Auslandsredaktion im Gespräch mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff.

Unrasiert zur wahren taz-Telefonkonferenz, kurz Telko: der US-Sondergesandte Steve Witkoff Foto: AP

Seit einem Jahr haben die Wahrheit und die Auslandsredaktion der taz mit Steve Witkoff zu tun, Donald Trumps Freund und Sondergesandten für den Nahen Osten und die Ukraine. Witkoff (68) ist Anwalt, Geldspender für die US-Republikaner und Immobilieninvestor. Er lebt, verheiratet mit der Anwältin Lauren Rappaport, in New York. Jetzt tauchte in der taz die Frage auf: Wie macht der Mann das eigentlich alles? Und da war es nicht weit zur Idee, Witkoff, der für Trump ein paar Kriege dieser Welt beenden soll, mal persönlich zu interviewen. Er sagte sofort zu. Da man sich nicht einigen konnte, wer Witkoff befragt, kam es zu einer der berüchtigten taz-Telefonkonferenzen, kurz Telko. Telkos sollen angeblich viel sicherer als Zoom sein und werden deshalb nicht gehackt.

taz: Her Witkoff, wir sprechen mit Ihnen aus Anlass Ihres einjährigen Dienstjubiläums.

Steve Witkoff: Ja, das ist richtig.

taz: Sie haben in Ihrem Leben schon einiges erreicht. Nicht nur in der Wirtschaft, auch diplomatisch. Wie schaffen Sie das eigentlich alles?

Witkoff: Wissen Sie, meine Frau Lauren steht hinter mir und ich vertraue ihr blind. Wenn ich zum Beispiel denke, man müsse in solchen Friedensverhandlungen, wie gerade jetzt in Moskau, doch einfach mal mit der Faust auf den Tisch hauen, hält sie mich meist zurück und sagt: „Stevie, so kommst du doch nicht weiter! Hab ich etwa schon mal nachgegeben, nur weil du laut geworden bist?“ Und da hat sie natürlich recht. Sie würde niemals nachgeben, nur weil ich laut werde. Eigentlich hat Lauren immer recht, deshalb berate ich ja alles mit ihr. Und lasse sie am Ende dann auch allein entscheiden.

taz:­Wol­len Sie damit sagen, dass der Nahost-Friedensvertrag eigentlich Ihrer Frau zu verdanken ist?

Witkoff: Ja sicher, wem denn sonst? Oder glauben Sie etwa, Donald Trump würde so etwas hinbekommen? Rein intellektuell wäre er dazu ja gar nicht in der Lage. Er ist sehr einfach gestrickt, wissen Sie. Seine Frau übrigens auch. Und ernsthaft, diesen Jared Kushner, den ich jetzt immer im Schlepptau habe, kann doch auch niemand ernst nehmen. Letztendlich ist das okay, Menschen sind einfach verschieden. Nicht jeder kann so eine kluge Frau haben wie ich.

taz: Und was sagt Ihre Frau zu Wladimir Putin?

Witkoff: Sie hat kein gutes Wort für ihn übrig. „Stevie“, sagt sie immer zu mir, bevor ich wieder nach Moskau muss, „mit dem solltest du dich gar nicht erst einlassen. Wie oft soll ich dir das noch sagen?“ Bei Russland, meint meine Frau, gäbe es nur eine Möglichkeit: den kompletten Staat zerschlagen, in 30 einzelne Staaten aufteilen. Und dann ein Tribunal nach Nürnberger Vorbild. Da sollten auch diese anderen Typen hin. Dieser Sergei Lawrow, dieser Außenminister zum Beispiel.

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taz: Was sagt denn Trump dazu?

Witkoff: Ich mag darüber gar nicht so gerne mit Donald sprechen. Der denkt immer noch, man könne mit diesen Russen verhandeln. Aber meine Frau sagt, das sei wirklich Blödsinn. Man müsse aus der Geschichte lernen, sagt Lauren. Und dass das in Deutschland nach 1945 ja auch geklappt habe.

taz: Was meinen Sie – wie könnte man das Trump vermitteln?

Witkoff: Ich fürchte, da gibt es wenig Chancen. Der Mann denkt doch nur an seinen Friedensnobelpreis. Aber wie er den bekommt, darüber sollen sich andere den Kopf zerbrechen. „Sozialverträgliches baldiges Ableben“, sagt meine Frau, wenn wir darüber sprechen. Ich fürchte, es wird auf einen Fenstersturz nach Moskauer Vorbild hinauslaufen. Manches kann man ja doch von den Russen lernen.

taz: Herr Witkoff, bitte … Aber jetzt mal Scherz beiseite, wie wollen Sie Donald Trump denn bitte erklären, dass er mit Putin nicht verhandeln kann?

Witkoff: Meine Frau ist da schon dran. Donald wird Anfang des neuen Jahres zu einer großen Ukraine-Reise aufbrechen. Wir haben ihm erzählt, dass man dort gerade im Winter sehr gut golfen könne, weil die Plätze dann alle leer sind. Er glaubt das natürlich. Wenn er allerdings ein paar Tage ohne Strom und Heizung in Kramatorsk festgesessen hat, er dann durch einen Drohnentunnel fahren muss, um schließlich in Kyjiw ein paar Tage und Nächte in einem Luftschutzbunker zu verbringen, wird er vielleicht verstehen, was Krieg eigentlich bedeutet. Das wird ihn wahnsinnig wütend machen.

taz: Sie meinen, es geht ihm dann plötzlich um die Ukraine? Echt jetzt?

Witkoff: Nein, die Menschen dort tun ihm nicht leid. Er wird wahnsinnig wütend werden, weil man sich bei Luftalarm nicht mal Burger liefern lassen kann. Was Donald dann allerdings in Kyjiw im Januar machen wird, das ist völlig unberechenbar.

taz: Was sagt denn Ihre Frau?

Witkoff: Selbst Lauren sagt, sie wisse es nicht, das müsse man „auf sich zukommen lassen“. Und wenn meine Frau nicht mal eine Antwort hat – was soll ich denn dazu sagen?

taz: Herr Witkoff, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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