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Die WahrheitDas alte Lied der Beschwichtiger

Nein, AfD-Wähler sind keine Nazis. Und eigentlich sind sie in der Seele links. Im Grunde ihrer Seelen hassen sie Nazis aus vollem Herzen.

M an sollte meinen, der „Ententest“ genüge zur Bestimmung, wer oder was die Menschen sind, die AfD wählen: Wenn es braun ist wie eine Ente, wählt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist es wahrscheinlich eine Ente.

Doch eine breite Fraktion der Appeaser entschuldigt unbeirrbar die „Fehlgeleiteten“. So ertönt nach wie vor das altbekannte Beschwichtigungslied von der lenkbaren Protestmasse, die unwissentlich auch die eigenen Interessen verletze: „Die merken immer noch nicht, dass sie sich selbst schaden und an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen. Das muss ihnen doch mal einer sagen.“

Doch sie schaden sich ja eben nicht, deshalb muss es ihnen auch niemand sagen. Schließlich tun sie einfach nur exakt das, was sie wollen: die Demokratie abschaffen, mit der sie nichts anfangen können und auch noch nie konnten. Rassismus noch hof- und politikfähiger machen, als er sowieso schon ist. Europa weg, Feminismus weg, Ukraine weg, LGBT weg, Ausländer raus. Sie sägen auch nicht an dem Ast, auf dem sie selber sitzen, sondern an dem, auf dem die anderen sitzen. Alles läuft nach Plan.

Eine weitere unausrottbar kursierende Legende will wissen, dass die Wähler einer Nazipartei gar keine Nazis sind. Wie man denn darauf käme, da mache man es sich aber leicht, mit solcherlei Polemik käme man in diesen ernsten Zeiten wirklich nicht weiter. Pfui.

Eigentlich sind sie in der Seele links. Genauer gesagt queer-anarcho-syndikalistische Antifaschisten. Im Grunde hassen sie Nazis aus vollem Herzen, mit denen haben sie nichts zu tun; sie wählen sie nur aus Sorge um die Zukunft unseres Landes. Viele Junge hätten eh lieber die Hamas gewählt, damit im Nahen Osten Frieden, Fortschritt und Gerechtigkeit einkehren, doch die stand leider nicht auf dem Zettel. Und es tue ihnen ja selbst am meisten weh, dass sie quasi zur Wahl der AfD gezwungen werden, vom Habeck, weil der den Krieg mit Russland vom Zaun gebrochen hat, damit das Gas teurer wird. Die wahren Nazis sind ohnehin die Grünen, die sind überhaupt an allem schuld.

Was die achtsamen Naziflüsterer ebenfalls kritisieren, ist die pauschale AfD-Wählerbeschimpfung durch dünkelhafte Dumpfbacken meines Schlags. Besser wäre es, sie für ihre gute Absicht zu loben, endlich mal ein richtiges Zeichen zu setzen, dass es so nicht mehr weiter gehe. Denn nach dem Sieg der Nazis geht es ja tatsächlich nicht mehr so weiter, gar nichts geht weiter, nie mehr.

Als destruktiv gilt überdies der Vorwurf aus dem Munde blindwütiger Diskursverweigerer, aus Frust die Demokratie zu zerstören, wäre ungefähr das gleiche, als ob man sich in die Hose kackte, nur damit einem vorübergehend untenrum warm wird – das hilft ja durchaus, ehe es kalt wird und braun und stinkt. Doch auch das macht den Enten nichts, solange das am Ende alle aushalten müssen.

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Uli Hannemann
Seit 2001 freier Schreibmann für verschiedene Ressorts. Mitglied der Berliner Lesebühne "LSD - Liebe statt Drogen" und Autor zahlreicher Bücher.
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1 Kommentar

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  • Wenn am Ende eines langen Tages nicht der Sandemann sondern der Hannemann ein Lächeln erzeugt, gibt es noch eine Alternative zum Sorgen im Alkohol ertränken.



    Das ist schön verpackte Wahrheit.



    Nebenbei bemerkt sind aber die Demos gegen Brandbeschleuniger nicht verpufft: die kleinen von der "afd" haben eben nicht über 20% geholt.



    Der braune Rest ist leider eine Tatsache, denn wer nach den Skandalen, die sich um Landesverrat und Korruption drehten, trotzdem eine Partei wählt, die gegen "die Korrupten da oben" und " für Deutschland" propagiert, aber dementgegangen handelt, Dem und Der ist nicht mehr zu helfen.



    Da ist für mich auch Ende der Diskussion.



    Natürlich unterstütze ich die Braunenwähler gerne bei Ihrer Migration ins Blaue, allerdings weiß ich nicht, ob sich ein Ort findet, der Ihnen entspricht.



    Die Hoffnung stirbt aber zuletzt, nachdem die dunkle Seite des Mondes erkundet wird...