Die Wahrheit: „Ich reite nicht, ich schreibe!“

Das Wahrheit-Interview: Torsten Breit kämpft als Vorsitzender der Deutschen Sprachgesellschaft gegen das „sogenannte Englisch“.

Kunst aus Buchstaben.

Torsten Breit bei einer Kampfaktion gegen das Englische in Bad Homburg Foto: reuters

taz: Hi!

Torsten Breit: Was? Wo? Wie? Hier? In meinem Büro?!

Herr Breit, hallo! Oder sollen wir sagen: Guten Tag?

Guten Tag ist richtig. „Hi“ ist ein Anglizismus, Deutsch heißt es „He“. Das „e“ sprechen die Engländer gern wie ein i aus und das i eben wie ein ai, so kommt der Hai heraus. So ist der Engländer!

Aber „hallo“ ist doch in Ordnung?

„Hallo“ ist ebenfalls ein Anglizismus, nur dass die Angelsachsen es zu einem affigen „hällou“ entstellen. Sie wollen um jeden Preis was Besonderes sein! Deutsch ist seit jeher „Holla“.

Holla, Herr Breit! Sie sagen dem „sogenannten Englisch“ den Kampf an. Warum?

Weil es diese Sprache gar nicht gibt, sondern in Wahrheit ist alles Deutsch. Der Engländer verballhornt es bloß!

Dafür braucht es Beweise.

Denken Sie an Brot! Es heißt Brot, sieht aus wie Brot, ist Brot und schmeckt wie Brot. Der Engländer aber, eigensinnig, wie er ist, sagt nicht Brot. Er sagt „bread“. Die falsche Aussprache ist typisch, und vergessen Sie nicht: Ein Brett ist es erst, wenn es alt und hart ist.

Schön und gut, aber ein Beispiel macht noch keinen Sommer.

Nehmen Sie das „Ei“. Die Engländer kennen es auch, aber verrückterweise nennen sie so das Auge, wohl weil das „eye“ rund wie ein Ei ist! Das Ei selber taufen sie auf den Namen „egg“. Aber ist es denn eckig? Man fragt sich manchmal wirklich, ob die Engländer uns verarschen wollen!

Ist Englisch für Sie nur ein stümperhaftes, verfälschtes oder – man kennt den englischen Humor – komisch verhunztes Deutsch?

Fest steht, dass die Angelsachsen Narren auf eigene Hand sein wollen. Geht es nicht durch mutwillig falsche Wortwahl oder gekünstelte Aussprache, dann halt durch das Schriftbild. Zum Beispiel „shoe“, statt einfach „Schuh“ zu schreiben. Dabei kann es zu gefährlichen Verwechslungen kommen! Geben Sie einem Engländer groß „Gift“, dann freut er sich, weil er es klein schreibt und das „gift“ für ein Geschenk hält. So dumm ist er.

Herr Breit, Sie nehmen es mit der Sprache genau. Weil Sie Schriftsteller sind?

Das bin ich, und kein „writer“, ich reite nicht, ich schreibe. Und zwar auf Deutsch und nicht auf Germanisch, wie diese spaßigen Engländer aller Welt weismachen wollen.

Übersehen Sie nicht, dass Englisch und Deutsch eigenständige Sprachen sind, die einen gemeinsamen Ursprung haben, aber sich in über 1.000 Jahren auseinanderentwickelt haben?

Aber die Entwicklung ist aus dem Ruder gelaufen! Es geht doch um richtig oder falsch, um Korrektheit, um Wahrheit, damit die Sprache die Wirklichkeit zutreffend spiegelt. Die Englischen aber sagen „fed“ und meinen was anderes, nämlich „satt“. Fett wird nur, wer weiter frisst! Ebendas tun viele in Amerika, weil sie das Wort „fressen“ nicht gelernt haben und essen und essen, ohne zu ahnen, dass sie längst fressen.

Können Angelsachsen überhaupt satt sein? Denn wenn sie „sad“ sind, sind sie bloß traurig, betrübt.

Vielleicht, weil sie nichts mehr runterkriegen! Kleiner Witz. Im Ernst sollten sie aber betrübt sein, weil man sie in der Welt nicht versteht.

Herr von und zu Breit! Die Welt versteht dieses sogenannte Englisch, wie Sie es nennen, besser als Deutsch, oder nicht?

Genau, nicht! Wie auch, wenn der Engländer alles durcheinanderbringt. Den Hut nennt er „hat“, gesprochen „hät“, die Hütte aber „hut“, gesprochen „hat“, dabei „hat“ nicht jeder eine, sondern „hät“ sie nur gern. Ein Wunder, dass sie sich in England, Amerika, Australien überhaupt zurechtfinden! Der „eagle“ ist kein Igel, sondern ein Adler, das Blatt Papier ein „Sheet“, also Schiet – klar, dass diese Unterleibsneurotiker von Amis mit gedruckten Zeitungen und Büchern nichts zu tun haben wollen. Und fragen Sie mich jetzt nicht nach der Gleichberechtigung der Geschlechter!

Warum nicht?

Weil in den angelsächsischen Gesellschaften Mädchen nur anerkannt werden, wenn sie Kerle sind!

Das ist eine steile These, die Sie begründen müssen.

Nichts einfacher als das. Das „girl“ ist der Beweis: ein von den verkümmerten Zungen der Engländer und Amerikaner unbeholfen nachgesprochener „Kerl“.

Wahrscheinlich halten Sie Engländer, Amerikaner und so weiter überhaupt für unbeholfen?

Der Angelsachse ist ein ewiges Kind! Sehen Sie, manche Laute sind ihm deshalb unmöglich. Also sagt er „swim“ statt richtig „schwimmen“, „ship“ statt „Schiff“ und für Buch halt „book“, denn ch kann er schon gar nicht. Auch das ü nicht, deshalb tritt man bei ihm durch die „door“ ein. Aus unserem „Schlüpfer“ macht er einen kindlichen „Slip“. Und „schmal“ wird bei ihm zu „small“.

Moment, das sind zwei verschiedene Wörter. Die bedeuten was anderes.

Das kommt noch hinzu. Der Engländer fasst eben alles falsch auf! Was Sie an diesem Wortpaar aber gut erkennen, ist, dass das sogenannte Englisch viele zu kurze Wörter hat. „Car“ statt korrekt Karre, „touch“ statt richtig tatschen, „bee“ statt Biene – weil der Angelsachse eben auf einer frühkindlichen Stufe des Spracherwerbs versackt ist.

Dafür können schon die englischen Kinder das th, das Tie-Äitsch.

Die Engländer lispeln, das ist alles. Und mit dieser Behinderung gehen sie notgedrungen durch „thick“ und „thin“ statt richtig dick und dünn.

Herr Breit, erlauben Sie zum Schluss einen berühmten, aber gelispelten Gruß: „May the force be with you!“

Was wollen Sie am vierten Mai bei mir?!

Herr Breit, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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kari

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