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Die WahrheitSuperschurke auf dem Schrottplatz

Endlich kommt die Wahrheit über Putin auf den Tresen: Man müsste im Kreml einfach nur den Strom abstellen, dann, ja dann …

A ls Raimund und ich das Café Gum betraten, wedelte Theo mit einem Buch und grinste: „400 Jahre tot und immer noch aktuell!“, während Rudi, der Blödmann, eine wegwerfende Handbewegung machte und Luis eine neue Runde bestellte. „Scheint ein lustiger Abend zu werden“, murmelte Raimund, und wir traten zu den anderen an die Theke.

„Immerhin hat die Menschheit seitdem eine bürgerliche Revolution, die Erklärung der Menschenrechte und die Erschaffung des modernen Sozialstaats hingekriegt“, schnaubte Rudi und kippte das alkohol- und glutenfreie Bier, das er jetzt immer trank, in einem langen Zug in sich hinein.

Raimund nahm Theo das Buch aus der Hand. Es waren die „Essais“ von Montaigne, und der Satz, den Theo angestrichen hatte, lautete: „Es ist, als wenn alles, was Menschen berühren, infiziert würde. Dinge, die an sich gut und schön sind, verderben, wenn sie in die Hände von uns Menschen geraten.“

Theo verschränkte die Arme vor der Brust. „Am Ende hat die Französische Revolution auch nur zur Erfindung der Guillotine und einem stramm durchgetakteten Köpfeabhacken geführt“, sagte er: „Und das bisschen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, das wir seitdem haben, ist im Vergleich zu den ganzen Weltkriegen, Folterorgien und Völkermorden nur ein besserer Mäusepups.“

„Mäusepups!?“, keuchte Rudi. Er war empört, wusste aber nicht, was er sagen sollte, und versuchte nochmals, sein gesundes Bier in sich hineinzuschütten. Das Glas aber war ja schon leer.

Luis rieb sich das Kinn. „Schon seltsam, dass das alles dieselbe Spezies ist“, sagte er: „Wir schießen Weltraumteleskope in die nächste Galaxie, schrauben in null Komma nix Impfstoffe gegen Corona zusammen, pflegen in Leprastationen jahrelang Aussätzige für Gotteslohn und sind gleichzeitig dazu in der Lage, samstagabends verzückt die Große Volksmusikparade im Fernsehen anzukucken oder daran zu glauben, dass sich die Chefs der westlichen Welt im Hinterzimmer einer New Yorker Pizzeria treffen, um kleine Kinder zu braten. Hitler und Albert Schweitzer, Mao und Gandhi, Putin und Greta – angeblich alles dieselbe Tierart. Das …“

„Putin zählt nicht!“, meldete sich Rudi noch einmal. „Wä …?“, machte Luis irritiert. Rudi grinste. „Sieht doch ein Blinder, dass das ein Roboter ist“, sagte er. – „Ein Roboter?“ – „Und zwar ein ziemlich schlecht gemachter. Da hätte ja ein Sechsjähriger mit Legosteinen mehr Mimik hingekriegt! Ich sage euch: Wenn es den Spezis vom Chaos Computer Club gelingt, für eine Nacht den Strom im Kreml abzustellen, ist der Krieg am nächsten Tag vorbei. Und Putin der erste Superschurke der Geschichte, der auf dem Schrottplatz landet.“

„Ich liebe diesen Laden“, sagte Raimund, als wir das Gum tief in der Nacht verließen: „Jedes Mal, wenn ich nach Hause gehe, bin ich angeschickert und klüger. Ich werde nie verstehen, warum ich die Zeche nicht von der Steuer absetzen kann.“

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Joachim Schulz
Joachim Schulz wurde 1963 an der Nordseeküste geboren und in Regen, Wind und Nebel großgezogen. Er lebt mittlerweile in einer kleinen Welt in der hessischen Provinz, wo unablässig die großen Fragen des Lebens erörtert werden, und ist seit 1996 im Einsatz für Die Wahrheit.
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