Die Wahrheit: Die Schöne mit Schönheitsfleck
Das lebende Bein. Eine Fortsetzungsgeschichte der etwas anderen Art (Teil 2). Heute: Baxter ermittelt weiter ….
Was bisher geschah: Bei Baxter, einem Ex-Geheimdienstler mit Goldfisch, taucht nach 35 Jahren Joane wieder auf, seine alte Liebe. Im Gepäck hat sie eine knifflige, ja blutrünstige Frage: „Was hat es mit dem lebenden Bein auf sich?“ Mörderisch spannende Nachforschungen nehmen ihren Lauf …
„Verdammter Champagner!“, war es Baxter entfahren, als er die Bilder des lebenden „Beins“ auf seinem Handtelefon durchgeblättert hatte. Sie waren sämtlich manipuliert, deshalb schlenkerte überall ein abgerissener „Arm“ durchs Bild. Einzig, dass Joane seinen Ausbruch nicht mitbekam, weil sie sich mal wieder länglich frisch machte, beruhigte ihn in diesen bangen Minuten. Wem bloß gehörte das Bein, das nicht nur zwischen Xanten und Trier, sondern auch auf dem Ocean Drive in San Diego ganz ohne Körper durch die Gegend lief?
Dass es ein Bein war, und kein Arm, das sagte Baxter seine Rechercheehre. In Kalifornien lief das lebende Bein allerdings nur Dienstag zwischen 16.30 Uhr und 23 Uhr herum, zwischen Xanten und Trier war es donnerstags und freitags zu den regulären Ladenöffnungszeiten unterwegs. Falls diese Angaben stimmten! In den heutigen Zeiten war ja nicht wenig gefälscht und Humbug und deshalb ohne Gewähr. Ohne Gewähr! Baxter schüttelte sich, er dachte an seine Geheimdienstzeiten zurück.
Begossener Pudel
Was hatten sie gelacht mit dem Gewehr in der Hand, „alles ohne Gewähr, was wir hier veranstalten“, das war ihr Trinkspruch bei der CIA gewesen! Mann, wie gut der damals runtergegangen war. Später bei der ganz schnellen Truppe der GSG9 hatten sie immer „Schokoladenessen“ mit Augenverbinden gespielt. Wer als Erstes in das Stück Kernseife biss, der wurde nach Ostbayern versetzt. Baxter schüttelte sich erneut, sein Deckname war ja auch „Begossener Pudel“. Wo blieb eigentlich Joane?
Ließ sie ihn etwa nach all den 35 Jahren, die die mysteriöse, begehrenswerte Schöne mit dem Schönheitsfleck dicht an dicht mit ihrer Stupsnase, nicht mit ihm verbracht hatte, nun nach ihrem knisternden Wiedersehen mit dieser leeren Flasche Champagner und einem flauen Gefühl in der Milzgegend … – ließ ihn Joane etwa sitzen?
Ganz im Gegenteil. Joane hatte noch viel mehr einen sitzen als Baxter. Der wusste immer, wie viel zu viel war, weshalb er auch mehr als stutzig geworden war, als das Gelage mit dem Champagner der Marke „Les pécheurs de la veuve“ gestern erst nach Mitternacht hatte enden wollen. Jetzt war er da, der Salat!
Verwischte 3D-Bilder
Hastig ließ er noch einmal an seinem kurzsichtigen geistigen Auge entlang die verwischten 3D-Bilder des lebenden Beins Revue passieren. Dazu aß er ein Snickers. Was Tante Trude in diesem Fall wohl nicht getan hätte? Baxter schüttelte sich ein drittes und letztes Mal an diesem verhangenen Krefelder Nebeltag. Dann kam ihm die Eingebung: Tante Trude hätte nie im Leben José angerufen! Genau das musste er jetzt aber tun – er musste bei seinem venezianischen Zierboxer-Kollegen José durchklingeln, um den Code zu erfragen.
Mit zittrigen Fingern tippte Baxter Josés Nummer ein. Wo steckte der Kerl nur? Nach dem neunzehnten Klingeln hob José ab: „Pronto!“ Baxter erstarrte …
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!