piwik no script img

Die WahrheitKubanisches Klimpergeld

Erst jetzt wird klar: Eine Reise auf die Castro-Insel vor einiger Zeit hatte erhebliche monetäre Auswirkungen für das kommunistische Kleinreich.

S eit dem 1. Januar 2021 hat Kuba etwas, was für viele andere Länder eine Selbstverständlichkeit ist. Nein, ich rede nicht vom Kapitalismus, den hat man ja irgendwie eh immer an der Backe. Kuba hat seit diesem Jahr nur noch eine einzige Währung. 1994 hatte das Castroland zusätzlich zum Peso den sogenannten konvertiblen Peso eingeführt, kurz: CUC, dessen Wert an den zuvor legalisierten US-Dollar gekoppelt worden war. Dieser CUC wurde jetzt abgeschafft.

In einem Artikel der Deutschen Welle liest man, die beiden Währungen seien ohnehin „seit Längerem synonym als Zahlungsmittel verwendet“ worden – und hier komme ich persönlich ins Spiel! Womöglich trage ich daran eine Mitschuld. Zumindest dort, wo ich vor einiger Zeit auf Kuba unterwegs war, war von dieser synonymen Verwendung nämlich noch keine Spur. Was wohl bedeutet, dass ich sie herbeigeführt habe.

Erzählt hatte man mir, dass es Touristen verboten sei, die Währung der Einheimischen, also den normalen Peso, zu besitzen. Freilich dauerte es nicht lang, bis ich als neugieriger Hasardeur beim Bezahlen in einem Restaurant darum bat, mir das Rückgeld in Pesos auszuhändigen – nach Abzug eines großzügigen Trinkgelds, versteht sich. Die junge Kellnerin war zwar skeptisch, kam aber zu dem Schluss, dass ein Weißbrot wie ich eher kein Undercover-Beamter der kubanischen Behörden war.

Später wurde ich noch wagemutiger. In einer Bank tauschte ich CUC gegen Peso – hier zuckte die Frau am Schalter nicht einmal mit der Augenbraue, weshalb die ganze Nummer auch weitaus weniger problematisch war, als ich schweißhändiger Nervösling dachte. Weil ich den Wechselkurs unterschätzt hatte, stand ich aber plötzlich mit aufgeplusterten Hosen da, konnten deren Taschen die viel zu vielen Scheine doch kaum fassen: Laut meinen Tagebuchaufzeichnungen war ein CUC 24 Peso Wert.

Leider blieb mir völlig unklar, wann ich wo mit CUC oder Peso bezahlen sollte. Als mein Begleiter und ich Eis kauften, im Sozialismus gibt es immer Eis, machten wir’s zur Freude der Verkäufer falsch und bezahlten statt 4 Pe­so eben 4 CUC – vier Kugeln zum Preis von 96.

Als wir in einer finsteren Spelunke einkehrten, machte man uns klar, dass die Mojitopreise zwar in Peso angegeben sind, wir jedoch mal besser ein paar CUC blechen sollten – auch unserer Gesundheit wegen. So stiefelten wir also durch Havanna und weitere Ortschaften und brachten die zwei Währungen munter unters Volk.

Die coolste Methode, sich die Verwirrung der Touristen zunutze zu machen, hatten allerdings die Flohmarkthändler entwickelt: Da auf der 3-Peso-Münze Che Guevara abgebildet ist, die Urlauber aber oft genug nicht blicken, dass es sich dabei um ganz gewöhnliches Geld handelt, verkauft man das Konterfei von El Comandante gern als besonderen Sammlergroschen für fünf CUC. Also zum vierzigfachen Wert. So blöd war aber nicht mal ich.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Cornelius Oettle
Cornelius W. M. Oettle kam in der kältesten Novembernacht des Jahres 1991 in Stuttgart zur Welt und weiß nicht, warum. Zur Überbrückung seiner Lebenszeit schreibt er als freier Autor für alle, die sich ihn leisten können. Seine Tweets aber sind und bleiben gratis.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!