Die Wahrheit: Eine Sekunde
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Diesmal darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über einen Beinahunfall erfreuen.
Eine Sekunde, in der sich’s entscheidet:
Leb ich weiter oder leb ich nicht?
Ist das meine letzte Stunde,
Oder bleibt es angeknipst, mein Licht?
Eine Sekunde, und nur diese Frage:
Stoppt er oder stoppt er nicht?
Wird er achten meine Vorfahrt,
Oder üb ich besser deren Verzicht?
Eine Sekunde, mal flugs beschließen:
Brems ich oder brems ich nicht?
Kann ich weiterkacheln volle Pulle,
Oder kneif ich besser die Backen dicht?
Eine Sekunde, will endlich Antwort:
Gibt er nun Gummi oder gibt er nicht?
Bleibt es bei der Schrecksekunde,
Oder hab ich den Opel gleich im Gesicht?
Eine Sekunde, dann ist’s entschieden:
Er fährt weiter, sieht mich nicht.
Und ich brüll noch: Stehn bleiben, Arschloch!
Aber Arschloch hört mich nicht.
Eine Sekunde, so schnell verflogen:
Doch ich flieg zig Meter weit.
Während zugleich der Film meines Lebens,
Am innern Auge vorübereilt.
Eine Sekunde, schon tickt die zweite:
Hart ist die Landung auf dem Asphalt.
Und kaum ist auch diese Sekunde verstrichen,
Bin ich in Gänze hingeknallt.
Eine Sekunde, Schrott ist mein Fahrrad:
Mir aber scheint – klopf Holz! – nichts passiert.
Nur Arschloch beklagt blutige Fresse,
Hab ihm nächste Sekunde eine geschmiert.
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