Die Wahrheit: Kleinmeister der Tarnung
Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: Heiko „Mini“ Maas, der Minister fürs Untertauchen und Schuhanziehen.
„Deutschlands kleine Schuhe sind ihm zu groß“, mäkelte die Frankfurter Allgemeine, als Heiko Maas wieder einmal die Gelegenheit verpuffen lassen hatte, dem Globus den Scheitel zu ziehen und an der Seite Englands zu verhindern, dass der Iran womöglich die Straße von Hormus zustopft und dem Westen den Ölhahn zunagelt.
„Schon in Sachen Atomkompromiss mit dem Iran, den die USA trocken aufgekündigt haben“, klagte das bedeutende Blatt weiter, „zieht unser Außenminister den Kopf ein, statt im deutschen Interesse mit Mann und Maus dagegenzuhalten. Schließlich konnten sich unsere Firmen dank des warmen Atomdeals eine goldene Nase im Iran machen lassen!“
Manche Leser des wichtigen Organs schmeckten vielleicht den Widerspruch heraus: Nämlich, dass das seit 1945 ewig gewohnte Bild vom Kleindarsteller Deutschland, eingesperrt in enge Füße, nicht mehr zu 100 Prozent passt. Schon Frank-Walter Steinmeier, der vor Maas das Auswärtige Amt wie eine zweite Haut bewohnt hatte, hatte 2014 herausgefunden, dass das schwerer gewordene Deutschland nicht länger Weltpolitik bei einer Tasse Tee von der Außenlinie kommentieren dürfe, sondern kopfüber mitschwimmen müsse.
Dessen ungeachtet hat Heiko Maas bestenfalls schöne Reden im Sack! Mit ihnen betont er die festgebohrte Partnerschaft mit Frankreich, die bis in ferne Ecken des Planeten reiche, orakelt von einer die komplette Kugel umklammernden Partnerschaft mit Japan und Südkorea und träumt von einer himmelhohen „Allianz der Multilateralisten“ wider alle anderen auf unserem Globus.
Hammer Deutschland
Scheinbar hört sich es an, als sei Deutschland wieder da. Aber: Das alte Deutschland hatte allweil einen Hammer! Wo bleibt er jetzt? Um mit einem leichtgewichtigen Beispiel anzufangen: Als es in Venezuela rauf und runter geht, erkennt Heiko Maas Nicolás Maduros aus dem Nichts hervorgesprungenen Rivalen Juan Guaidó als neuen, rechtmäßigen Präsidenten an – und als Maduro daraufhin unser aller Botschafter Daniel Kriener einfach so aus dem Land schiebt, lässt Maas seine Kanonenboote im deutschen Heimathafen verhungern. Wen wundert es da, dass, wenn es um Chinas Rolle im chinesischen Hongkong geht oder Assads Einmischung in Syrien, Maas nicht einmal mit eisernen Worten auf den Tisch schlägt!
Dabei ist die Gelegenheit gerade günstig, weil die Vereinigten Staaten von Nordamerika sich Zahn um Zahn als konstruktiver Akteur von der großen, weiten Bühne zurückziehen und eine tiefe Lücke auf der Erdkugel hinterlassen, in die Deutschland haarscharf hineinpasst, wie der Spiegel jüngst trommelte. Doch weder ins amerikanisch-russische Gekabbel um nuklear aufgebrezelte Mittelstreckenraketen, noch ins ukrainisch-russische Gemurkse um die Krim steckt Maas auch nur seinen Finger hinein! Hat er denn nichts aus der Geschichte gelernt?
Stichwort Appeasement, dass die Schwarte schwillt! In diese Kerbe schlug zuletzt wieder der Spiegel und zieh Heiko Maas, „Außenpolitik wie ein gut geölter Gutmensch zu betreiben“. Typisches, hier aus dem Ärmel geschütteltes Beispiel: Den frisch eroberten Sitz im Weltsicherheitsrat nutzte er bisher nur, um die Anerkennung des dritten Geschlechts in Krisengebieten zu fordern!
Hochwertige Schale
Der 1966 in Saarlouis geborene Heiko Maas ist mit seinen 1,60 Metern nicht nur ähnlich klein wie das Saarland, „er scheint auch Deutschland auf den weltpolitischen Rang seiner Heimat herabdrücken zu wollen“, stichelte das schon genannte Sprachrohr Der Spiegel. Doch er sieht nur die halbe Wahrheit: Es muss nun doch endlich an die Glocke gehängt werden, dass der zitierte Schein von Tugendfex und Bangbüx, der Heiko Maas umgibt, porentief trügt. Er kennt sich von null bis hundert aus mit Strategie und Taktik, weiß, dass Friedenspolitik verdeckte Kriegsführung ist, und trägt Tarnkleidung, feinste Anzüge aus hochwertiger Schale.
Maas lernte die wirkliche Welt als Sohn eines Berufssoldaten von der Pike auf schmecken und leistete seinen Wehrdienst wie jeder gesunde junge Mann ab, blieb es sogar. Als geborener Katholik weiß Heiko Josef Maas auch, dass es den gerechten Krieg gibt, wenn man nur will. Als jemand, der sich von seiner Ehefrau abgenabelt hat und seit 2016 mit der Schauspielerin Natalia Wörner geht und steht, ist ihm zudem sternenklar, dass kein Bündnis ein Vollzeitpakt ist und man rechtzeitig einen neuen strategischen Partner ins Bett holen muss. Dies den USA ins Poesiealbum!
„Deutschlands große Schuhe waren ihnen sogar noch zu klein“, diesen Schlussstrich zog einst, angefangen beim WK-I-Historiker Fritz Fischer, die Geschichtswissenschaft unter die Außenpolitiker des Anno Domini ungeheuer aufgeblasenen Deutschen Reiches. Jetzt sind die Schuhe wieder groß geworden. Und Heiko Maas passt in Wahrheit von Kopf bis Fuß hinein. Er braucht nur eine moralisch sauber gewaschene Gelegenheit, ums Knall auf Fall zu beweisen!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga