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Die WahrheitTanzverbot und Zappelfreiheit

Hartmut El Kurdi
Kolumne
von Hartmut El Kurdi

Wie jedes Jahr wurde vor Ostern ein leidiges Thema aufgekocht: Musikalische Arschwackler müssten sich aus religiösen Gründen einschränken.

E s ist schon atemberaubend, was Menschen so alles als freiheitsbeschränkend empfinden. So wurde auch vorige Woche – wie jedes Jahr – mal wieder das Tanzverbot am Karfreitag diskutiert.

Die entsprechende Passage in dem mich als Hannoveraner betreffenden „Niedersächsischen Feiertagsgesetz“ besagt, dass am Karfreitag neben Sportveranstaltungen auch „alle sonstigen öffentlichen Veranstaltungen“ verboten sind, „außer wenn sie der geistig-seelischen Erhebung oder einem höheren Interesse der Kunst, Wissenschaft oder Volksbildung dienen und auf den ernsten Charakter des Tages Rücksicht nehmen“.

Das kann man selbstverständlich albern finden. Weil es selbstverständlich albern ist. Aber es ist mindestens so egal wie bescheuert. Weil sich diese religiös begründete Choreophobie – so der psychologisch korrekte Begriff für die Angst vor Tanzveranstaltungen – als Überbleibsel einer unvollständigen Trennung von Staat und Kirche historisch erklären lässt – und keine weiteren Konsequenzen hat.

Niemand – nicht einmal die CSU oder Beatrix von Storch – plant darauf aufbauend, demnächst das Tanzen generell zu verbieten, was mir – das nur nebenbei – angesichts der aktuellen Tanzmusik sehr entgegen käme.

Auch will niemand eine uniformierte Bibel-Polizei auf Streife schicken, um zu kontrollieren, dass auch in Privathaushalten nicht getanzt wird. Man darf halt nur am Karfreitag nicht in Clubs zappeln. Selbst als Tendenz-Anarchist finde ich es vermessen, hier das Wort „Freiheit“ zu bemühen.

Aber beim Missbrauch des Freiheitsbegriffes sind ja auch andere nicht zimperlich. Wenn die Grünen mal kurz einen inhaltlichen Anfall haben und die angesichts der Klimakatas­trophe letztlich ja extrem lasche Forderung unterstützen, pro Person nur noch sechs internationale Flüge im Jahr zu erlauben, reagieren Politiker anderer Parteien reflexartig damit, die Bionadebürger als „kleinkarierte Verbotspartei“ zu beschimpfen.

So geschehen von Philipp Amthor, einem greisenhaften 27-jährigen CDU-Bundestagsabgeordneten, der ansonsten morgens beim Zurechtkämmen seiner Alfred-E.-Neumann-Frisur dreimal im Bundesfrisurengesetz nachschaut, ob die Haare auch wirklich so liegen dürfen.

Gesetze, die dafür sorgen sollen, dass die Welt ein bisschen langsamer untergeht, dass Minderheiten etwas weniger diskriminiert, dass Arbeiter etwas moderater ausgebeutet oder Mieten ein klein wenig bezahlbar werden, gelten in konservativen, liberalen und rechtspopulistischen Kreisen als sozialistische, quasi-stalinistische Gängelei.

Aber wenn man Menschen vorschreibt, welche Drogen sie nehmen, welche Kopfbedeckung sie tragen und welche Grenzen sie überqueren dürfen, nimmt der Staat lediglich seine Aufgaben war. In der Gehirnforschung nennt man die Fähigkeit, so paradox denken zu können: „kognitive Dissonanz“.

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Hartmut El Kurdi
Autor, Theater-Dramaturg, Performer und Musiker. Hartmut El Kurdi schreibt Theaterstücke, Hörspiele (DLF / WDR), Prosa und für die TAZ und DIE ZEIT journalistische und satirische Texte. Für die TAZ-Wahrheit kolumniert er seit 2001. Buchveröffentlichungen (Auswahl): "Revolverhelden auf Klassenfahrt", "Der Viktualien-Araber", "Mein Leben als Teilzeit-Flaneur" (Edition Tiamat) / "Angstmän" (Carlsen) / "Als die Kohle noch verzaubert war" (Klartext-Verlag)
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2 Kommentare

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  • Die Polizei die das bei uns durch setzt heißt Ordnungsamt.



    Ich habe nichts, aber auch gar nichts mit Kirche am Hut. Warum soll ein Feiertagsgesetz für mich gelten was für gläubige geschrieben wurde, oder ist es nur um die ungläubigen zu gängeln.

    • @BFBS:

      Biete vermittelnd - kölsche Lösung:

      Tod im Rheinland -



      “Eine bunte Knochenlese Keiner geht mehr in die Kirche, aber alle müssen sterben.“ - Ja wie…am Karfreitag^¿*

      “Geht gar nich - Nein - befand der letzte Preuße am Rhein (ok *Viersen scheel Niederrhein - wollmer nich so sein!;)



      “Geht doch - du. Tumber Kurfürst* du!“



      ”Geht ganz&garnich …“ ff & vice versa.



      & eh se alle - Sterba! Wat'ne fei Weba!



      Dachten sich Stanki & der Pause - was ne never ending - Sause.



      Trienekens ehne mit -



      stell dich nit esu ann,



      du stehs he die janze Zick erüm.



      Hässt du och kei Jeld,



      dat is janz ejal,



      drink doch met unn kümmer disch net drümm.…“ Newahr.



      Normal.

      unterm——a never ending story —



      www.ksta.de/region...-buehne-kam-954478



      & Däh! Viele Finger im Topf - Klar doch.



      www.zeit.de/2004/1...fllskandal/seite-2



      & Däh! Lass es rote Rosen regnen



      www.express.de/tre...senkriegs-22033934



      —-



      Ha no. Was wäre das Rheinland ohne Karfreitag^¿^ Eben. Dat wüßt ich ever.



      Da mähtste so fix - Nix. Na - Si’cher dat.



      Normal.