Die Wahrheit: Von Eiern und Geiern
Normalerweise ist Donnerstag der Gedichtetag. Aber bei außergewöhnlichen Festen dürfen sich die Leser schon vorab an einem Poem erfreuen.
Ostern ist ein Fest mit Eiern,
das wir stets im Frühjahr feiern.
Würden wir’s im Herbst begehen,
wenn die wilden Winde wehen,
wenn die schlimmen Stürme blasen
und durch die Botanik rasen,
blieben Eier niemals liegen,
würden aus den Nestern fliegen,
durch die Gärten, übern Rasen,
zischten allen Osterhasen
wie Geschosse um die Ohren,
landeten auf Tür und Toren,
flögen uns in die Parade.
Niemand ging mehr kerzengrade!
Alle müssten wir uns ducken,
nach den Flugobjekten gucken,
die beim Aufprall auf Gestalten
gern mal einen Schädel spalten.
Und als Leichnam auf dem Rasen,
neben toten Osterhasen,
unter sturzbereiten Geiern,
will man doch nicht Ostern feiern!
Schon allein aus diesem Grunde
feiern wir, in froher Runde,
nicht von einem Ei erschlagen,
Ostern nur an Frühlingstagen –
werden nicht mit Haut und Nabel
Festtagsaas im Geierschnabel!
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