Die Wahrheit: Er und Er
Offener Brief an Stephen Hawking: Es gibt da eine Möglichkeit der lohnenden Zusammenarbeit auf dem florierenden Sektor des Horrorgenres.
I ch habe eine Botschaft für Sie, Mister Stephen Hawking, und die ist verdammt wichtig: Es geht um ein Filmplakat, das es noch nicht gibt, aber geben sollte. Und dieses Plakat kann nur zu einem verstörend gruseligen Film nach einem Buch von Ihnen, Stephen Hawking, gehören.
Das Plakat muss eine furchteinflößende Katze zeigen, die im Dämmerlicht – scheinbar teilnahmslos – einen gewaltigen Buckel macht, während sie zwei Leute dabei beobachtet, wie diese gerade betont unauffällig die Wohnung verlassen. Und das Ganze als Silhouette, denn wie bereits erwähnt, oder wie ich es erwähnen wollte, kommt das Dämmerlicht von hinten! Rasend aufregend und echt „creepy“, wie wir Horrorautoren gern sagen.
Das Ganze sollte irgendwie in Schwarzrot gehalten sein. Vielleicht die Katzensilhouette – oder wie auch immer man dieses Wort genau schreibt – in Schwarzgrau und die angst-einflößenden Augen in Grellrot! Aber das entscheiden letztlich Sie, Mister Hawking, ich vertraue Ihnen da ganz und gar. Oder aber Sie wenden sich an eine Werbeagentur, damit könnte ich auch leben.
Also, das Plakat wäre nun geklärt. Nun, Mister Hawking, kommen Sie ins Spiel. Sie müssen natürlich zunächst ein Buch über diese entsetzliche Horrorkatze schreiben. So richtig schön gruselig: Die Katze ist riesengroß und graugetigert („graugetigert“, sagt der Laie zu dieser Farbgebung, der Experte nennt es: „graugestromt“), und sie hat ein Geheimnis. Das Gute an dem Geheimnis der Katze ist, dass sie es nie preisgibt! Wenn wir, Mister Hawking, gar eine Serie daraus machen wollen, dann muss das Geheimnis von Folge zu Folge immer geheimnisvoller werden.
Harter Stoff, was? Trauen Sie sich das zu? Ich würde Sie selbstverständlich im Schaffensprozess auch unterstützen, machen Sie sich da keine Sorgen. Das Publikum wird toben und „Wow!“ rufen oder auch: „Heißer Scheiß!“
Wenn das Buch dann irgendwann fertig ist (den Verlag können Sie bestimmen), müssen wir eine Filmfirma finden, die es auch verfilmt, denn wir wollen ja das Plakat mit der Katze. Ich weiß nun nicht genau, wie Ihre Kontakte zu Hollywood-Mogulen sind, meine tendieren gegen null. Also fällt es in Ihren Aufgabenbereich, die passende Filmfirma zu finden.
Lieber Stephen Hawking, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie stolz ich auf unsere Zusammenarbeit bin! Erst neulich gab ich wieder vor Freunden mit unserer kommenden Bekanntschaft an. Die schrien sofort alle: „Wow!“ und „Heißer Scheiß!“.
Sie, Mister Hawking, gelten ja im Allgemeinen als ein cleveres Kerlchen! Daher sehe ich unserer Zusammenarbeit optimistisch entgegen. Ich habe sogar auch schon einen Titel für den Roman, den Film und das Plakat: „Er“. Verstehen Sie? Nach Ihren Büchern „Sie“ und „Es“ fehlt doch unbedingt noch ein „Er“.
Lieber Mister Hawking, ich bin unfassbar aufgeregt und freue mich schon jetzt auf Ihre Antwort. Hochachtungsvoll und bis bald . . .
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