Die Wahrheit: Das Geschenk
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über einen gewieften Nager erfreuen.
Ich schenkte meiner Anna, da
sie doch Geburtstag hatte,
’nen Briefkasten in Panama
und eine zahme Ratte.
Ihr Lächeln kam nicht recht vom Fleck,
zerfiel auch gleich im Mund ihr:
„Ein Briefkasten? Und so weit weg?
Und was soll dieses Untier?“
Ich machte ihr die Sache klar:
„Wir geh’n jetzt Offshore, Kleine,
und bringen dadurch wunderbar
den Steuerscheiß ins Reine.“
„Und dieses langgeschwänzte Vieh?“
„Die Ratte? Das ist Irma.
Sie ist der Kern der Strategie,
denn ihr gehört die Firma.
Man schickt, wenn man sich Offshore zeigt,
’nen Strohmann auf die Matte,
der alles frisst, klug ist und schweigt.
Warum dann nicht ’ne Ratte?
Wenn’s aus der Letterbox einst stinkt,
wenn Listen nach ihr fassen,
wird sie, bevor der Kasten sinkt,
geräuschlos ihn verlassen.“
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