Die Wahrheit: Bis die Fetzen fliegen
Kesselflicker contra Linkspartei.
Noch dicker, dachten viele, hätte es nun nicht mehr kommen können für die kleine, von Imageproblemen und internen Grabenkämpfen gebeutelte Linkspartei. Doch dann ergriff die Geschäftsführerin der linken Bundestagsfraktion das Wort, Frau Dagmar Enkelmann, und machte alles noch viel schlimmer. "Wir springen derzeit über jeden Stock und nutzen Nebenthemen, um uns so richtig zu zerfetzen, um uns wie die Kesselflicker zu streiten", sagte sie und rief damit den streitbaren Bundesverband der Kesselflicker auf den Plan.
"Es ist eine ungeheuerliche Entgleisung, dass politische Querelen hier mal wieder auf dem Rücken von uns Kesselflickern ausgetragen werden sollen", heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands, der im Bundesgebiet mehr als 3.400 Mitglieder vertritt, wobei man hinzufügen sollte, dass sich darunter nach Schätzungen des Wiesbadener Instituts für Wirtschaftsfragen maximal noch zwei oder drei Dutzend echte Kesselflicker befinden. Dem Vernehmen nach setzt sich der Rest aus Ehrenmitgliedern, Karteileichen und Amateuren zusammen, die das Kesselflicken bestenfalls als Hobby betreiben und ihren Lebensunterhalt sonst vornehmlich mit dem ambulanten Flicken von Abflussrohren, Teppichen und Schussverletzungen bestreiten.
Gegen diese Behauptung verwahrt sich Claus-Dieter Tegeler (78), der Verbandsvorsitzende: "Erstens stimmt das so nicht, und zweitens befördert man die übelsten Klischees, wenn man hier von ,bestreiten' spricht. Bei Kesselflickern fällt fast jedem automatisch irgendwas mit ,streiten' ein, obwohl wir Kesselflicker in Wirklichkeit die friedfertigsten Zeitgenossen sind, die man sich überhaupt nur vorstellen kann …"
Ein Blick in die Statistik scheint Tegelers These zu bestätigen: Die Gewaltkriminalität der Kesselflicker ist seit 1949 kontinuierlich zurückgegangen - was freilich auch daran liegen mag, dass sich die ärgsten Streithähne unter ihnen schon vor der Währungsreform gegenseitig umgenietet hatten. Andererseits ist es auch wieder wahr, dass viele von ihnen rechtzeitig den Absprung geschafft und in anderen Berufen hohes Ansehen errungen haben. Gelernte Kesselflicker waren beziehungsweise sind zum Beispiel der Pater Basilius Streithofen, der Journalist Peter Unfried, der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock, die Brüder Grimm, der Zeichner Gerhard Haderer, der Politiker Erich Ollenhauer, der Literat Fritz Zorn und die italienische Torwart-Legende Dino Zoff.
Aber wie auch immer: Die verbliebenen Kesselflicker "flicken" jetzt, wenn man so sagen darf, der Linkspartei am Zeug und schrecken dabei nicht vor radikalen Maßnahmen zurück. Die Besetzung und Verwüstung der Berliner Parteizentrale durch eine Gruppe marodierender Altkesselflicker aus dem Erzgebirge war nur der Anfang. Mittlerweile befinden sich sieben ihrer breitestschultrigen Kollegen aus der Sächsischen Schweiz im Anmarsch auf die Bundeshauptstadt, um sich an der Protestaktion zu beteiligen. Aus Solidarität sind in Birmingham drei Teekesselflicker in einen unbefristeten Hungerstreik getreten, aus Rumänien werden gleich mehrere in Heizkesselflickerkreisen ausgebrochene Unruhen gemeldet, und vor allem im traditionsreichen Kesselflickerviertel von Eisenhüttenstadt sind die Umfragewerte für die Linkspartei unter den Nullpunkt gesunken.
In dieser zugespitzten Situation erhofft sich Verbandschef Claus-Dieter Tegeler ein klärendes Wort von der Parteiführung: "Zunächst einmal verlangen wir eine Entschuldigung und den bedingungslosen Rücktritt von Frau Enkelmann sowie eine angemessene Entschädigung und nicht zuletzt die sofortige Freilassung unserer in Halle, Leipzig, Rostock, Saloniki, Omsk, Phnom Penh, Ottawa, Lima und Nairobi eingekerkerten Kameraden. Andernfalls kann ich für nichts garantieren …"
Breaking News: Kurz vor der Berliner Stadtgrenze haben die sächsischen Kesselflicker ein Vorfahrtschild missachtet, ohne Hand vorm Mund gehustet und gewaltsam eine Grünfläche betreten. Die Zeichen stehen auf Sturm.
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