Die Wahrheit: Das fehlende Geld des Volkes
Wenn es um "Geld" und "Freiheit" geht, sollte man tunlichst nicht auf die Hausrezepte jener hören, die sich gern als die Gralshüter des Liberalismus aufspielen...
...Bei den Westerwelles ist die Freiheit zur ganz kleinen Münze geschrumpft, während das Geld regiert.
In der Berner Aristokratie, die zu einem guten Teil vom Verkauf und von der Vermietung von Schweizer Bauernsöhnen als Söldner lebte, galt die Devise: "Über Geld redet man nicht, Geld hat man."
Was sich die chinesischen Führung dachte, als sie ihre Währung Renminbi taufte, ist nicht überliefert. Bekannt ist jedoch die wörtliche Übersetzung des Wortes Renminbi: "Geld des Volkes." Ein schönes Versprechen. Zu schön, um wahr zu sein.
Freilich widerspricht ein solches Wort schon der elementaren Erfahrung quer durch die Geschichte und die Kulturen - dem Volk fehlte und fehlt es meistens an Geld. Geld flieht vor dem Volk, denn es nächtigt bekanntlich lieber in den Palästen als in Hütten und Zelten.
Der große Autor Robert Musil wusste, dass "keine Tierart unter so untierischen Bedingungen lebt wie manche Menschen unmenschlich leben". Wo vermeintlich das "Geld des Volkes" regiert, haben die Menschen nichts mehr zu lachen, sondern im Glücksfall noch zu arbeiten.
Das wusste Karl Marx. Jedenfalls hätte er eine Währung nie "Geld des Volkes" genannt, denn er hatte erkannt, dass das einzige wirkliche Volksvermögen die Staatsschulden sind.
Die gehören wirklich allen, auch wenn nur noch Spezialisten wissen, wie sie entstehen und sich zügig vermehren. Die "Schulden des Staates", das heißt des Volkes, wachsen weltweit, während dem Volk das Geld ausgeht.
Wie die bernische Aristokratie und Marx kennt auch die englische Monarchie das Geldgeheimnis: Alle wichtigen Institutionen vom "Royal Exchange" bis "Royal Navy" tragen den vornehmen Ursprung als Besitztitel und Fanal im Namen. Mit einer Ausnahme. Die Staatsschulden nennt das Königreich "National Debt" - Volksschulden.
Könige reden von "Schulden des Volkes" und Diktatoren vom "Geld des Volkes". Was bleibt übrig für Republikaner und Demokraten? In einer demokratischen Republik gibt es außer Geld und Schulden auch noch Freiheit. Fragt sich, welche? Der ehemalige Verfassungsrichter Paul Kirchhof adelte das Geld zum "Freiheitsinstrument".
Wenn es das wäre, dann stünde es um die Freiheit des Volkes etwa so wie mit dem Geld, wenn es von Diktatoren zum "Geld des Volkes" oder von Königen zu "Schulden des Volkes" erklärt wird. Deshalb verzaubert Kirchhof Freiheit zum Götzen "Freiheit", an den das Volk glauben soll wie der Gläubiger an die Zahlungsfähigkeit des Schuldners.
In der Republik wird die Geld-Schuldknechtschaft des Volkes im Namen einer kommoden Religion als "Freiheit" kostümiert, die "vorzugsweise bestrebt ist, von allen Gedanken frei zu sein" (Karl Marx).
In Gelddingen hört nicht nur die Gemütlichkeit auf, sondern auch der Unterschied zwischen Monarchie, Demokratie und Diktatur: Geld scheut das Volk wie der Teufel das Weihwasser.
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