Die Wahrheit: Das königliche Dschungeläffchen

Warum der kleine Prinz George aus dem Hause Windsor unbedingt in seinem royalen Kinderzimmer die Affensprache Tarzans lernen sollte.

Wenn der kleine Prinz George eines Tages groß ist, beherrscht er die Affensprache for sure. Bild: dpa

„Prinz George wird wie Tarzan aufwachsen“, berichtete kürzlich der Münchner Merkur. „Elefanten, Nashörner und Gestrüpp – wer das Babyzimmer betritt, wird denken, er sei im Urwald gelandet.“ Das Vorbild verwundert nicht, denn der Dschungelheld Tarzan war auch blaublütiger Abstammung und sollte sich später in seinem Schloss von Kronleuchter zu Kronleuchter hangeln, ohne den Boden zu berühren.

Schön, dass der kleine Gestrüpp-Tarzan George in einem ambitioniert gestalteten Plüschtierreich aufwachsen wird. Doch sollte er wie Tarzan selbst unbedingt zweisprachig aufwachsen. Tarzan lernte ja als Erstes von seiner Ziehmutter die Affensprache Mangani. Mangani bedeutet „Groß-Affe“. Auch der kleine Prinz sollte mit dem „Lexikon der Affensprache“ unter dem Kopfkissen seines Schlafbaums heranreifen. Dieses Lexikon war in den siebziger Jahren Teil der Tarzan- und Korak-Comics des Bildschriftenverlages und sollte eine ganze Generation von Comic-Lesern prägen, für die die Affensprache die erste Fremdsprache wurde.

Der Dschungelsprachkurs wurde vom Schimpansen Yoto vorgestellt und lehrte uns alle Affenworte von A („Licht“) bis zut („aus“). Verschwörerisch riet uns Yoto, „Dschungelisch“ als Geheimsprache zwischen Freunden zu verwenden.

Das taten wir auch, unvergessen wie Fat Freddy von den Fabulous Furry Freak Brothers beim Ausrauben eines Ladens „Kreegah!“ brüllt. „Kreegah bundolo“ war Tarzans Kampfruf und hieß: „Achtung, Tarzan töten!“

Das meinte Tarzan natürlich eher übertragen, im Sinne von „Ich könnte töten, aber tu’s dann doch nicht oder nur, wenn’s gar nicht anders geht, liebe Kinder.“

Die eher schlichte Affensprache Mangani hatte der Tarzan-Autor Edgar Rice Bourroughs erfunden, der sich vor seiner Schriftstellerkarriere als Bleistiftanspitzer-Vertreter durch das Dickicht der Städte schlug. Da sprach ihm ein kräftiges „Bundolo!“ bestimmt des Öfteren aus dem Herzen!

Mangani konnte nur von Tarzans Stamm gesprochen werden, die anderen Affen verstanden das zwar, konnten aber nur in ihrer eigenen Sprache zurückschnattern, was der weltgewandte Tarzan natürlich verstand. Warum der einfache Affe Mangani nicht sprechen kann, liegt an seinen Gaumensegelverschlussproblemen. Genauer gesagt, kann er Konsonanten nicht korrekt artikulieren, weil man dazu einen kleinen Luftwirbel mit einer kurzen kleinen Luftstauung erzeugen muss, und daran scheitert der gemeine Affe. Wenn er überhaupt „Bundolo“ sagen wollte, käme ein „Puntolo“ heraus – und der Affe wäre blamiert. Was allerdings auch peinlich ist: Schimpansen können laut dem Wissenschaftsmagazin European Popular Science keine drei Laute aneinanderfügen.

Was werden wohl die ersten Worte des kleinen George of Cambridge in Mangani sein? Zu (groß), bu (er) oder gu (Bauch)? Yuk (Wer weiß)? Tarzans erste Worte sollen bekanntlich „Da, da“ gewesen sein, was er aber zeitlebens bestritt.

Wenn unser kleiner Prinz George dann mal groß ist, kann er eine passende moderne Sprache lernen: Der Bibliothekar von Ankh Morpork in Terry Prachetts Romanzyklus „Scheibenwelt“ empfiehlt Dschungelprinzen die Sprache Ook. Das bedeutet „Ugh“ und ist eine Variante der esoterischen Programmiersprache Brainfuck für Orang Utans. Die Syntax soll einfach sein und funktioniert sogar mit einer Banane im Mund!

Mit anderen Worten: Ook vando! (Ugh gut!)

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kari

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