Die Wahrheit: Eine saubere Filzlaus
Dürften Irlands Politiker einen Monarchen aus ihrer Mitte bestimmen, er wäre der König, der König der Korruption: Michael Lowry und sein neuestes Gaunerstück.
D er Mann ist selbst für irische Verhältnisse, wo Bestechlichkeit zum Berufsbild eines Politikers gehört, außergewöhnlich korrupt und verlogen. Michael Lowry, der Abgeordnete für Tipperary, hat vermutlich nie in seinem Leben ein ehrliches Geschäft gemacht. Seit 1997 tagt ein Tribunal, das herausfinden soll, wie korrupt Lowry und der frühere Premierminister Charles Haughey, ein noch größerer Gauner als Lowry, tatsächlich sind. Die Kosten für das Tribunal haben vorige Woche die 50-Millionen-Euro-Grenze überschritten. Lowry erwartet die Erstattung seiner Kosten. Schließlich sei er seit Haugheys Tod die „zentrale Figur des Tribunals“.
Er hat auch regelmäßig Steuern hinterzogen. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig, schließlich konnte er schlecht die Bestechungsgelder deklarieren, die er von einem Geschäftsmann kassiert hatte. Er versuchte, das Verfahren wegen Steuerbetrug einstellen zu lassen. Das Finanzamt habe etwas gegen ihn, vermutete er, und ermittle deshalb besonders gründlich. Außerdem sei das rufschädigend. „Wenn ich wirklich Geld verstecken wollte“, sagte er, „hätte ich ein Konto in einer Steueroase.“ Hat er auch, sogar vier Stück, wie sich später herausstellte.
Kassiert hat Lowry auch für die Vergabe einer Mobilfunklizenz, als er noch Minister für Kommunikation war. Das war selbst seiner gewiss nicht zimperlichen Partei Fine Gael zu viel. Sie warf ihn raus, er kandidierte bei den nächsten Wahlen als Parteiloser und wurde mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt. Seine Wähler hatten erkannt, dass sie von seiner Bestechlichkeit profitieren – wenn es zum Beispiel um die Verteilung der Lottogelder auf die Regionen geht.
Bei seinem bisher letzten Gaunerstück geht es um seine PR-Beraterin Valerie O’Reilly. Sie möchte gern in den Aufsichtsrat der Nationalen Transportbehörde, der diese Woche ernannt wird, um sich durch den Teilzeitjob ein kleines Zubrot von 12.000 Euro im Jahr zu verdienen. Lowry steckte dem Premierminister Enda Kenny, Chef seiner Ex-Partei, einen Zettel zu, auf dem er O’Reilly als eine Frau anpries, die „begabt und intelligent ist und auch nicht schlecht aussieht“. Da könnte man doch das öffentliche Auswahlverfahren umgehen.
Ein böswilliger Abgeordneter spielte den Zettel den Medien zu. Als Lowry dafür in der Presse kritisiert wurde, bezichtigte er die Journalisten der „verrückt gewordenen politischen Korrektheit“ und meinte zudem: „Ich kenne keine Situation, in der sich eine Frau über ein Kompliment beschwert, sei es für ihr Aussehen, ihr hübsches Kleid, ein schönes Paar Schuhe oder ihre Frisur.“ Ob er den Unterschied kenne zwischen einem privaten Kompliment und einer sexistischen Bemerkung, wollte ein Journalist wissen.
Lowry entgegnete, es gebe wichtigere Dinge: „Die Medien fallen über mich her, während die irische Wirtschaft fragil bleibt und die Zukunft Europas ungewiss ist.“ Nur auf sein Rennpferd Mallowney ist Verlass, der Gaul gewann drei der letzten fünf Rennen. Fragt sich, wie Lowry das gedeichselt hat.
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