Die Union und der Islam: Muslime in der Christen-Partei

Etwa 30 muslimische CDUler gründeten ein Bündnis in der Partei. Die „Muslime in der Union“ wollen sich in der Union für ihre Interessen einsetzen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek Arm in Arm

Islam und Union Arm in Arm: Symbolträchtig? Foto: dpa

KÖLN taz | Auf den ersten Blick mag ein muslimisches Bündnis in einer christlichen Partei seltsam wirken, gibt Cihan Sügür zu. Der 26-jährige ist Sprecher des neuen Arbeitskreises „Muslime in der Union“ (Midu). Doch als CDU-Mitglied müsse man sich „nicht zum christlichen Glauben, sondern zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ bekennen, was für ihn selbstverständlich sei. Am Wochenende stellte sich die Arbeitsgemeinschaft in Köln der Öffentlichkeit vor. Ungefähr 30, zum größten Teil junge CDU-Mitglieder muslimischen Glaubens wollen sich so in der Partei für ihre Interessen einsetzen.

Seit etwa einem Jahr treffen sich Sügür und seine Mitstreiter schon. Um an die Öffentlichkeit zu gehen, hätten sie bewusst einen Abend zum Ende des Ramadan ausgesucht. Dies sei einerseits die Zeit, um in sich zu gehen, um Kraft und Ideen für die Zukunft zu sammeln.

In ihren Reden betonten Nur Atalay und Cihan Sügür, dass es seit 60 Jahren muslimisches Leben in der Bundesrepublik gebe, aber der Islam in den letzten Jahren vermehrt als Problem dargestellt werde. Ein „herrschaftsfreier Diskurs“, wie ihn der Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas fordere, sei so nicht möglich, betont Sügür. Mit den „Muslimen in der Union“ wolle man zwischen der muslimischen Basis und der Mehrheitsgesellschaft vermitteln. Den konservativen Muslimen könne man so eine neue Perspektive auf die CDU aufzeigen und ihnen diese als politische Heimat vorstellen.

Zu ihrer Gründungsversammlung lud „Midu“ unter anderem Vertreter des „Zentralrats der Muslime“ sowie von „Ditib“ (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.) und „Atib“ (Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V.) ein. Über die Rede von Nurhan Soykan, der Generalsekretärin des „Zentralrats der Muslime“, waren nicht alle glücklich. Soykan sprach über die „Armenien-Resolution“ des Bundestages, und dass diese das Vertrauen vieler türkischstämmiger Menschen in die deutsche Politik und gerade in die türkischstämmigen Abgeordneten geschwächt habe.

Die Union will konservativen Muslimen eine Heimat bieten

Für die „Muslime in der Union“ spiele die Armenien-Resolution keine große Rolle, meint einer der „Midu“-Gründer. Aber auch das Verhältnis zu den muslimischen CDU-Abgeordneten in Bundestag und Landtagen ist nicht immer einfach. Oguzhan Yazici, der für die CDU in der Bremer Bürgerschaft sitzt, konnte man gewinnen. Andere „prominente Muslime“ in der CDU seien weit weg von der muslimischen Basis und den Vereinen und Verbände, meint ihr Sprecher Cihan Sügür.

In der nahen Zukunft müsse man gegen Widerstände von Muslimen und konservativen CDU-Mitgliedern arbeiten und denen die eigenen Ideen erklären. Unterstützung erhoffen sich die „Muslime in der Union“ dabei von Peter Tauber: Der CDU-Generalsekretär lies der Versammlung in Köln ein gutes Gelingen ausrichten.

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