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Die Ukraine auf dem G7-Gipfel in JapanWeltfrieden ist unteilbar

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Beim G7-Gipfel diskutierten auch Länder des Globalen Südens darüber, wie Frieden für die Ukraine zu erreichen ist. Das ist ein Fortschritt.

Aufeinandertreffen: Narendra Modi und Wolodimir Selenski beim G7-Gipfel Foto: Ministry of Foreign Affairs of Japan/dpa

E s ist einfach, die Ukraine zu ignorieren, wenn man weit weg ist. Schwieriger wird das, wenn man sich im gleichen Gebäude oder sogar im gleichen Raum wie Wolodimir Selenski befindet. Der ukrainische Präsident hat jetzt nacheinander in Saudi-Arabien den Staatengipfel der Arabischen Liga besucht und ist dann in Japan anlässlich seiner Anwesenheit beim G7-Gipfeltreffen – dem Treffen der sieben wichtigsten westlichen Industrienationen – auf dessen eingeladene Gäste aus dem Globalen Süden getroffen – darunter den Premierminister von Indien und den Präsidenten von Indonesien. Das ist nicht nur ein Erfolg der japanischen Gipfeldiplomatie, sondern auch eine überfällige Anerkennung der globalen Bedeutung des Krieges in der Ukraine.

Man kann nicht, wie es westliche Länder seit Beginn des russischen Überfalls im Februar 2022 immer wieder tun, diesen Krieg zur größten Bedrohung der Welt seit 1945 erklären und zugleich den Großteil der Welt nicht in den Umgang damit einbeziehen. Wenn Putins Aggression das Zeug zum Weltkrieg hat, muss an der Antwort darauf die ganze Welt arbeiten.

Wie Frieden in der Ukraine zu erreichen ist, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Je stärker ein Land von diesem Krieg direkt betroffen ist, desto klarer erkennt es meist einen dauerhaften militärischen Sieg der Ukraine über Russland als einzigen Weg, die Waffen dauerhaft zum Schweigen zu bringen, während mit steigender Entfernung steigende Hoffnung in eine wie auch immer geartete Diplomatie gesetzt wird. Aber es ist ein Fortschritt, dass solche Diskussionen überhaupt stattfinden und damit alle Regierenden, die sich für wichtig halten, Position beziehen müssen.

Das kann auch entlarvend sein. Brasiliens Präsident schwafelt zu Hause gerne über Diplomatie für die Ukraine, aber für Selenski fand er jetzt keine Zeit, als sich die Gelegenheit bot – Indiens Premier setzte sich hingegen mit dem Ukrainer für ein förmliches Gespräch an den Tisch. Lula oder Modi – wer hat wohl in Zukunft mehr Gewicht auf der globalen Bühne? Südafrika, zunehmend putinfreundlich, wurde anders als bei anderen G7-Gipfeln nicht einmal eingeladen, sondern es kam der Präsident der Komoren als derzeitiger Vorsitzender der Afrikanischen Union. Südafrika oder AU – wen wird man in Zukunft anrufen, wenn man Afrika sprechen will?

Die neue globale Selenski-Diplomatie bedeutet vor allem: Weltfrieden ist unteilbar. Wer den russischen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine entschuldigt oder sogar gutheißt, ist kein glaubwürdiger Botschafter des Friedens. Es ist gut, dass die Länder des Südens jetzt immer öfter mitreden. Und es ist nicht egal, was sie sagen.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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1 Kommentar

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  • Dass ausgerechnet ein Linker wie Lula keine "Internationale Solidarität" mit dem Opfer des Angriffs-und Vernichtungskrieges Russlands zeigt, ist leider symptonatisch für die Haltung vieler orthodoxer Altlinker, speziell in Lateinamerika, wo Antiamerikanismus wichtiger ist als die Solidarität mit dem Angegriffenen.