piwik no script img

Die Türkei dreht Syrien den Hahn abWie wird Wasser zur Waffe?

Seitdem Türkei-verbundene Milizen ein Wasserwerk kontrollieren, kommt kaum noch Wasser in die kurdischen Gebiete. Darunter leiden vor allem Geflüchtete.

Wie lebt es sich, wenn man täglich nur 15 Liter Wasser zur Verfügung hat? Foto: Pascal Rossignol/reuters

Pro Tag bekomme jede und jeder von ihnen 15 Liter Wasser, sagt Adla Al-Ahmad. Mit ihren fünf Kindern lebt sie – eine Frau in den Vierzigern, das gebräunte Gesicht durchzogen von Falten – im Geflüchtetenlager Serê Kaniyê vor den Toren der Stadt Hasaka, im kurdisch kontrollierten Nordosten Syriens.

Rund 15.000 Menschen nennen das Camp ihre neue Heimat. Al-Ahmads Familie stammt aus dem syrischen Ras al-Ain, eine Stadt, die seit 2019 von mit der Türkei verbündeten Milizen besetzt ist. „Wie sollen 15 Liter reichen?“, fragt sie, „Zum Trinken? Zum Kochen? Zum Waschen?“

Wie unter einem Brennglas zeigt sich an der Situation der Menschen, die in dem Lager leben, wie sehr die ganze Region unter Wassermangel leidet – vor allem seit dem 10. Oktober 2019. An diesem Tag übernahmen die Türkei und von ihr unterstützte bewaffnete Kräfte die Kontrolle über die Gegend rund um das Allouk-Wasserwerk im Nordosten Syriens – und drehten damit rund 400.000 Menschen, die in dem Gebiet leben, den Wasserhahn ab.

Trotz Protesten von internationalen Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen hält die türkische Blockade bis heute an. Die systematische Austrocknung der Region betrifft nicht nur die Versorgung mit Trinkwasser, sondern hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche: Wasserkraftwerke können nicht mehr betrieben werden, dadurch mangelt es an Strom, und landwirtschaftliche Nutzflächen können nicht bewirtschaftet werden.

Die ganze Region droht zu vertrocknen – mit dramatischen Auswirkungen für die Natur und die Menschen, die dort leben.

Malva Ali, Qamischli, Syrien

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare