Die Todesschützen von Anis Amri: Cola-Flasche mit „Adolf“ beschriftet
Zwei italienische Polizisten, die Anis Amri erschossen, werden in Deutschland nicht geehrt – weil sie rechtes Zeug gepostet haben.
Luca Scatà, jener Beamte, der Amri mit einem Schuss tödlich verletzte, posierte auf Instagram mit dem zum faschistischen Gruß ausgestreckten Arm. Zudem veröffentlichte er Fotos des faschistischen Führers Benito Mussolini und schrieb, der sei „verraten“ worden. Als Datum des Posts hatte er sich den 25. April ausgesucht, jenen italienischen Feiertag, an dem das Land an die Befreiung von den deutschen Nazis und den Mussolini-Faschisten erinnert.
Cristian Movio, der andere Polizist, nutzte sein Facebook-Profil, um Links von rassistischen Websites, in denen gegen Immigranten gehetzt wird, zu posten. Auch das Foto einer jener Coca-Cola-Flaschen, auf denen der eigene Vorname prangt, fand er so witzig, dass er seine Facebook-Freunde teilhaben lassen wollte. Doch statt seines „Cristian“ zierte der Schriftzug „Adolf“ die Flasche.
Möglich waren die Recherchen der deutschen Behörden, weil der italienische Innenminister Marco Minniti unmittelbar nach dem Schusswechsel, der den Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt das Leben kostete, die Namen der beiden Beamten öffentlich gemacht hatte.
Profile schon lange offline
Amri hatte seinerzeit von Berlin aus die Flucht über Frankreich nach Italien angetreten und war von den beiden Streifenbeamten bei einer Routinekontrolle gestellt worden. Der 24-jährige Tunesier hatte sofort das Feuer eröffnet und Movio an der Schulter verletzt, ehe er von Scatà erschossen wurde.
Die Social-Media-Profile der zwei Beamten wurden schon wenige Stunden nach dem Schusswechsel von Sesto San Giovanni vom Netz genommen – laut La Stampa Online auf Anweisung des Mailänder Polizeipräsidenten mit den Worten, er habe „die Pflicht, das Ansehen unserer Beamten zu schützen“.
Das war alles bereits im Dezember öffentlich. Aufmerksam darauf wurde die Bevölkerung erst jetzt, nachdem die Nachricht die Runde gemacht hatte, Deutschland nehme von einer Ehrung der Beamten Abstand.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich