Die Streitfrage: Ist Pelz wieder okay?
Waschbären gelten als Schädlinge und werden erschossen. Die EU stellt Richtlinien für Pelzimporte auf. Und flauschig ist so ein Mantel ja schon.
Es ist kindisch, in einer Welt des Fleischkonsums über das Tragen von Pelzen zu diskutieren – so die erhabenen Worte, in Gnade zu uns herabgesandt von Modekaiser Karl Lagerfeld. Weiß er denn nicht von den Zuständen in den chinesischen Chinchillafarmen, den Tötungen per analem Elektroschock und den falschdeklarierten Katzenfellen, welche den deutschen Markt zuhauf in Form plüschiger Strickmützenbommel erreichen? Hat der Mann denn die Youtube-Videos nicht gesehen?
Seit gut 35 Jahren erweitert die Aktivistengruppe Peta ihr Gruselkabinett der Tierquälereien mit anhaltender Hartnäckigkeit um neue Enthüllungsfilmchen. Doch der Pelz hält sich, hat sich von seinem Imagetief der frühen Neunziger erholt, schreitet gar in eine ungeahnte Glanzzeit. Wer sich damals noch werbewirksam „lieber nackt als im Pelz“ ablichten ließ, wirft sich zum Teil längst wieder in luxuriöse Tierteile.
Vorbei sind die Zeiten, in denen Vogue-Chefin und notorische Pelzbefürworterin Anna Wintour den eigenen Kellner beauftragen musste, von Tierschutzaktivisten platzierte Waschbärkadaver aus ihrem Mittagessen zu entfernen. Stattdessen schwärmt man neuerdings mit wesentlich weniger Scham von der Qualität des Naturmaterials, seiner Wärme, entschuldigt sich vielleicht beiläufig mithilfe harscher Wintertemperaturen und fröstelnder Finger.
Allerhand Richtlinien zu Käfiggröße und ärztlicher Versorgung von Iltis, Fuchs und Nerz tun ihr Übriges, um dieses frisch erblühte Selbstvertrauen rund um den sauberen Pelz zu untermauern. Wenn es in der EU Richtlinien dafür gibt, wie man Pelzfarmen aufbaut, kann die Sache doch nicht so schlimm sein. Oder?
Darf Omas lang vergessener Pelzmantel endlich aus dem Wandschrank? Ist Pelz wieder okay?
Diskutieren Sie mit! Wir wählen unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlichen sie in der taz.am wochenende vom 7./8. Februar 2015. Ihr prägnantes Statement sollte nicht mehr als 400 Zeichen umfassen und mit Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Schicken Sie uns bis Donnerstag Vormittag eine Mail an: streit@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
BSW-Anfrage zu Renten
16 Millionen Arbeitnehmern droht Rente unter 1.200 Euro
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“