Die Raucherecke: Süße Rache an Herrn Peschat
26 Tage Rauchverbot in allen Zügen der Deutschen Bahn: Lässt sich das aushalten? Gewusst, wie...
S o wird das nix mit der Privatisierung. Dieser Service der Bediensteten der Deutschen Bahn! Jetzt hat man als Raucher auf einer Strecke von Berlin nach Gießen lediglich Kassel-Wilhelmshöhe als Sucht-Verrichtungs-Station mit dem gelb markierten Straflager-Rechteck - und dann sitzen auf den Plätzen innerhalb der sechs Quadratmeter sieben Bahnbedienstete in Reih und Glied. Wenn das mal keine Blockadepolitik ist. Es gibt gerade mal noch zwei Schalensitze. Und wenn man sich dann hinsetzt, dann kommt Herr Peschat von der Bahn.
Herr Peschat von der Bahn sagt einem dann: "Seien Sie mir nicht böse, aber das hier ist MEIN Platz!" Tschuldigung, aber kann man das riechen, dass der Koffer ihm, Herrn Peschat gehört? "Wir sind Ihnen nicht böse", sagen wir zu Herrn Peschat - und bleiben erst mal sitzen. Aber Herr Peschat besteht auf SEINEM Platz. Gut, geht das Rauchen eben im Stehen weiter. Aber mit der Privatisierung wird das so überhaupt nix.
Obwohl: Auf der Rückfahrt von Gießen nach Berlin - Rache ist süß, lieber Herr Peschat! - entdecken wir eine äußerst großzügige Neueinrichtung der Bahn: die extra bereitgestellten Rauchertoiletten. Besonders geeignet sind die IC-Züge - wegen eines kleinen Lüftfensters. Damit wird der nachfolgende Rauchertoilettenbenutzer nicht mit - sagen wir - Winston belästigt, wenn er doch auf Cabinett steht.
Aber nicht nur in IC-Zügen schafft man bei einer Fahrt von fünfeinhalb Stunden schon mal eine halbe Schachtel. Das geht auch in ICEs. Da gibts zwar keine Kleinfenster. Aber die Bahn hat im ICE extragroße Rauchertoiletten bereitgestellt - auch wenn wir immer noch nicht wissen, ob das Behinderten-Zeichen eine subversive Anspielung der Bahn auf die Sucht als Behinderung ist.
Das nennen wir jetzt mal Privatisierung der Bahn, lieber Herr Peschat!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen