Die PKK und die Grauen Wölfe: Import von Konflikten
Während die PKK gegen das Verbot kämpft, erfreuen sich die Grauen Wölfe großer Handlungsfreiheit. Richtig wäre, sie besser zu beobachten.
S eit fast 20 Jahren gilt für die Kurdische Arbeiterpartei PKK in Deutschland ein Betätigungsverbot. Die Parteiführung hat jüngst einen Antrag auf die Aufhebung des Verbots gestellt. Gegründet wurde die PKK während der 1970er Jahre, als in der Türkei linke Organisationen, die gegen Rechtsradikale, wie die Grauen Wölfe, kämpften.
Die Ülkücüs, die sogenannten Grauen Wölfe, sind der lange Arm der MHP, der ultranationalen Partei in der Koalition unter Erdoğan. Neben ihrer panturkististischen Ideologie steht sie mit dem zugrunde liegenden Antisemitismus ideologisch der NPD am nächsten. Verboten ist die Organisation hierzulande nicht. Wie in der Türkei sind hier die Grauen Wölfe institutionalisiert und die KurdInnen marginalisiert.
Die Konflikte in der Türkei werden so im direkten Kräfteverhältnis nach Deutschland importiert. Sympathisanten der Ülkücüs finden sich vereinzelt auch in Deutschland in den Reihen der Polizei und in der Politik. Unpolitische Erscheinung der vielen kleinen Ülkücü-Vereine, wie etwa Fußballclubs, lassen nur auf zweiten Blick die extreme politische Färbung durchscheinen.
Durch sie wird die Spielwiese für die Grauen Wölfe in allen Bereichen von Bildung, Kultur und Gesellschaft gewaltig erweitert. Dagegen steht die PKK unter genauster Beobachtung. Kurdische Vereine wurden bisweilen schon verboten, wenn eine Nähe zur PKK nur vermutet wurde.
Nationalistische Ideologien gedeihen gut innerhalb eines historisch ausgrenzenden Systems. Dass Deutschland sich jahrzehntelang nicht eingestehen konnte, Einwanderungsland zu sein, hat extremen Schaden angerichtet und Konflikte durch Ausgrenzungserfahrungen genährt.
Die Grauen Wölfe werden auch nach der Ära Erdoğans bestehen bleiben. Der Antrag auf Aufhebung des PKK-Verbotes wurde vom BMI umgehend abgelehnt. Letzlich ist jedoch viel wichtiger, auch die Aktivitäten der rechtsextremen Ülkücüs besser zu beobachten, damit sich ihre Strukturen nicht verselbstständigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben