Die PARTEI beim CDU-Wahlkampf: „Merkel muss auf die Waage“
Vorne redet Merkel, hinten ist es spannender. Dort fordern Martin Sonneborn und seine PARTEI die Offenlegung des Gewichts der Kanzlerin.
BERLIN taz | Martin Sonneborn und sechs Mitglieder der PARTEI haben Besenstile, Leiter und Kabelbinder mitgebracht. „Merkel ist dick“, steht auf ihren Plakaten, die sie in die Höhe halten. Die Adressatin steht 100 Meter entfernt. Sehen kann sie die Botschaft kaum, Bäume versperren den Blick.
Zu ihrem Wahlkampfauftritt am Mittwochabend auf dem Berliner Breitscheidplatz hat sie David McAllister, den deutschen Spitzenkandidaten für die Europawahl, mitgebracht. Sie wollen die Bürger für ein sicheres und starkes Europa gewinnen, oder wenigstens ihre Stimme haben. Ein paar Hundert Menschen sind da, die meisten von ihnen zufällig. Nicht einmal die Bundeskanzlerin zieht also mehr. Der harte Kern, die CDU-Groupies, sowie ihr Führungspersonal auf der Bühne werden von Unions-Gegner ausgebuht und ausgepfiffen.
Für sie hat Merkel verständnisvolle Worte parat. „Europa ist ein Werk von Frieden und Freiheit“, sagt sie. All jene, die Kritik an der EU übten, sollten sich diese als ihre Familien vorstellen. Man wisse ja, wie das mit Entscheidungsfindungen bei Familienunternehmungen sei. Vor allem bei 28 Mitgliedern. Hinten auf dem Platz interessiert sich kaum jemand für Merkels Worte. Selbst anwesenden Polizisten sympathisieren offen mit Sonneborn statt Merkel. „Herr Sonneborn, Sie können hier gerne eine Versammlung anmelden. Ihre Personalien brauchen wir nicht. Die sind uns ja bekannt. Das können wir vernachlässigen.“ Er tut wie ihm empfohlen.
Das neue Plakatmotiv „Merkel ist dick“ erinnert an den Bundestagswahlkampf 2013. „Unser damaliges Plakat mit der Aufschrift „Merkel ist doof“ wird derzeit von der Berliner Staatsanwaltschaft geprüft,“ sagt der frühere Chefredakteur der Satirezeitschrift Titanic und jetziger Parteivorsitzender Sonneborn. Beweisen konnte er die These bis heute nicht.
Plakate in Polizeigewahrsam
Jetzt also „Merkel ist dick.“ Das sei wenigstens beweisbar, sagt Sonneborn. „Unser Anwalt ist Adipositas-Spezialist. Seinen Recherchen nach ist alles über einem Body-Mass-Index von 25 als übergewichtig oder eben dick zu bezeichnen.“ Sonneborn hat ein erklärtes Ziel: „Laut Bunte hat Frau Merkel Kleidergröße 48, auch wenn die Springer-Presse plötzlich bekannt gab, sie habe 10 Kilogramm abgenommen. Wir möchten sie schlussendlich auf eine dieser großen Waagen kriegen. Es gibt so was ja beim TÜV zum Beispiel.“
Vorne redet Merkel noch immer, hinten ziehen die Fotojournalisten ab, die Aufmerksamkeit ist weg. Darauf scheint die Polizei gewartet zu haben. Sie nimmt den Partei-Mitgliedern ihre Plakate ab und fordert ihre Personalien. Manche verweigern das, einige Plakate bleiben in Polizeigewahrsam.
Die Partei ist hinsichtlich der anstehenden Wahl dennoch zuversichtlich. Die Prozenthürde ist weg. Die Chancen für Splitterparteien stehen also gut, dass die Partei wenigstens einen Abgeordneten nach Brüssel schicken kann. Am liebsten im Rotationsprinzip. Die Partei ist für alle da, denen Europa egal ist. „Das sind nach unseren Hochrechnungen rund 70 Prozent", sagt Sonneborn. Viel Potenzial also.
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