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Die Kunst der Woche für BerlinBlatt und Stock

Ein Doge in Venedig, eine Bretonische Hochzeit: Die neue Reihe im Kupferstichkabinett stellt künstlerische Drucktechniken vor. 1400 fängt alles an.

Die Katze, Holzschnitt (Ausschnitt), Neudruck vom Stock des 15. Jahrhunderts Foto: © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

Wer im April die Ausstellung von Gert & Uwe Tobias bei Contemporary Fine Arts besucht hat, der wird an der Sommerausstellung des Kupferstichkabinetts seine Freude haben – auch wenn sie nicht länger launig orakelt „Wir kommen auf den Hund“ oder „Wir suchen das Weite“. Jetzt heißt es ganz sachlich „Holzschnitt. 1400 bis heute“ und markiert den Auftakt zu einer neuen Ausstellungsreihe, die jeweils eine künstlerische Drucktechnik vorstellt.

Klar, dass mit dem ältesten druckgrafischen Verfahren begonnen wird, dem Holzschnitt, der um 1400 im süddeutschen Raum aufkam, wo auch die ersten Papiermühlen standen. Nun war es plötzlich möglich bei vergleichsweise geringem Aufwand hohe Auflagen von mehreren tausend Blatt zu erreichen.

Schnell wird der Holzschnitt daher auch für profane Bildbedürfnisse eingesetzt. Wenigstens so viele Spielkarten wie Heiligenbildchen wurden gedruckt, wobei letztere so heftig geküsst und gedrückt wurden, dass sie kaum mehr existieren.

Die Ausstellung

Kupferstichkabinett: Holzschnitt. 1400 bis heute, Di.–So. 10–18 Uhr, bis 11. 9., Matthäikirchplatz

Es kann jetzt in Farbe und großformatig gedruckt werden. Wie die 1550 entstandene Ansicht von Venedig anlässlich einer Prozession des Dogen. 14 Druckstöcke brauchte es für die Szene nach Tizian, auf der besonders die drei Frauen beim Shoppen bestechen.

Großartig sind sonst der 1977 entstandene abstrakte Holzschnitt von Helen Frankenthaler, Francesco Clementes schlichtes Selbstbildnis von 1984 mit 14 Farben von 22 Druckstöcken, Carl Mosers Bretonische Hochzeit von 1904 auf Japanpapier.

Dieses Papier und wässrige Farben sind eine Errungenschaft der europäischen Begeisterung für Japan während der Wende zum 20. Jahrhundert, die dem Holzschnitt in Europa noch einmal großen Auftrieb gab.

Moser ist das beste Beispiel und die raren Holzschnitte von ihm sind heute gesucht und teuer. Die summarische Aufzählung von Highlights soll nicht heißen, dass nicht jedes vorgestellte Blatt unter den 100 ausgesuchten eigentlich ein Highlight ist. Doch der Tipp wäre keiner, wäre er nicht kurz und bündig: Also hinein ins Sommervergnügen am Kulturforum.

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