Die Grünen und der Flüchtlingsgipfel: Kretschmann ist zufrieden
Die Grünen tragen die Einigung von Bund und Ländern trotz kritischer Punkte mit. Man habe gekämpft und so einiges für die Flüchtlinge rausgeholt.
„Auch wir konnten uns mit wichtigen Positionen einsetzen“, betonte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Dazu zählten des Weiteren die Gesundheitskarte für Flüchtlinge und die Beschleunigung der Asylverfahren. Kretschmann warnte, der jetzt gefundene Kompromiss müsse sich auch im Gesetzentwurf vollständig wiederfinden. Andernfalls würden die grün mitregierten Länder nicht zustimmen.
Kretschmann zeigte sich zufrieden mit den Beschlüssen vom Donnerstagabend. Laut Vereinbarung im Kanzleramt stellt der Bund den Ländern vom kommenden Jahr an eine Pauschale von 670 Euro pro Asylbewerber und Monat zur Verfügung – vom Tag der Erstregistrierung bis zum Abschluss des Asylverfahrens. „Das heißt, es ist damit auch ein Anreiz geschaffen, dass die Verfahren endlich verkürzt werden“, sagte Kretschmann im SWR am Freitagmorgen.
„Wir haben damit faktisch den Einstieg in ein Einwanderungsgesetz geschaffen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Kretschmann, den grünen-Vizeregierungschefs in den Ländern sowie der Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bund.
Die strukturelle Beteiligung des Bundes an den Kosten führe auch dazu, „dass wir nicht in die Verschuldung müssen“, sagte Kretschmann. Von den Ergebnissen des Gipfels sei ein Signal ausgesendet worden in Deutschland und Europa, dass man solidarisch bleibe. „Jeder musste Dinge schlucken.“
Als vor einem Jahr erstmals Baden-Württemberg der Einführung der Kategorie „sichere Herkunftsländer“ zustimmte, war Kretschmann von großen Teilen der Grünen-Spitze heftig angegriffen worden. Zu seinen massivsten Kritikerinnen zählte damals die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt. Sie erklärte nun im Deutschlandfunk: „Das sind Kompromisse, die gemacht werden müssen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen