Die CSU vor der Bundestagswahl: Merken Sie sich diesen Mann
Die CSU spekuliert über ihren kommenden Spitzenkandidaten. Innenminister Herrmann könnte Parteichef Seehofer ablösen.
Auf den Gängen des ehemaligen Benediktinerklosters spielt man deshalb nun mögliche Szenarien durch. Rein hypothetisch, versteht sich. Von einem Kandidaten X ist dann etwa die Rede – auch wenn jeder weiß, für wen das X jeweils steht.
Die derzeit meistdiskutierte Variante: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zieht als Spitzenkandidat in den Bundestagswahlkampf und könnte – nach einer gewonnenen Wahl – in Berlin ein wichtiges Ministerium übernehmen. Damit wäre er auch der natürliche Anwärter für den Parteivorsitz. Im Frühjahr könnte man in diesem Fall einen Sonderparteitag einberufen, der den neuen Parteichef kürt.
Aber auch eine Zepterübergabe erst bei der regulären Wahl des Vorsitzenden nach der Bundestagswahl wäre möglich. Dann könnte sich der Kandidat gestärkt durch ein gutes Wahlergebnis den Delegierten stellen. Bei der Wahl des geeigneten Zeitpunkts werde Seehofer aber dem Kandidaten, in diesem Fall also Herrmann, ein starkes Mitspracherecht einräumen, heißt es im Umfeld des Ministerpräsidenten.
Für die Herrmann-Variante spricht derzeit einiges: Als Innenminister steht er genau für die Themen, die die CSU ins Zentrum des Wahlkampfes stellen will. Seehofer versteht sich gut mit ihm und nutzt derzeit jede Gelegenheit, ihn als geeigneten CSU-Chef zu präsentieren – natürlich nur in Andeutungen. Bei öffentlichen Auftritten gibt sich der sonst eher steife Herrmann in der letzten Zeit auffallend beschwingt. „Er hat einen Lauf“, heißt es in der Partei.
Was wird aus Söder?
Mindestens einem in der CSU dürfte diese Variante allerdings nicht gefallen: Markus Söder. Der Finanzminister ist der Ansicht, dass der CSU-Chef auch in Zukunft Bayerns Ministerpräsident sein sollte und dass ohnehin er für beide Ämter der beste Kandidat sei. Die Umfragewerte weiß Söder hinter sich, den aktuellen Amtsinhaber nicht. Dazu kommt: Bei der CSU spielt der Regionalproporz eine große Rolle. Und mit Herrmann wäre dann schon einer der beiden Spitzenjobs mit einem Franken besetzt. Dann einen zweiten Franken, Söder, in die Staatskanzlei zu schicken – für viele in der Partei ist das undenkbar.
Andere sehen es jedoch gelassener. Zumal weitere Namen wie etwa der der stellvertretenden Ministerpräsidentin Ilse Aigner aus Oberbayern in letzter Zeit so gut wie nicht mehr genannt werden. Ein anderer Oberbayer, der aktuelle Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, bringt sich zwar auch in Stellung, hat aber dem Vernehmen nach – zunächst – ein anderes Ziel: den Vorsitz der CSU-Landesgruppe im Bundestag.
Als erster Ministerpräsident eine harmonische Machtübergabe hinzubekommen, das sei sein großes Ziel, hat Seehofer schon oft gesagt. Die Gemengelage ist dafür nicht die beste. Immer häufiger kursiert deshalb auch dieses Szenario: Horst Seehofer folgt sich selbst nach – als Parteichef und vielleicht sogar als Ministerpräsident.
Seine Ankündigung, nach der Landtagswahl 2018 nicht mehr als Regierungschef zur Verfügung zu stehen, wiederholt der 67-Jährige in letzter Zeit zumindest nicht mehr. In Banz erklärte er in einer Trump-Exegese den englischen Begriff „obsolete“ anhand der eigenen Person: Die Vokabel könne „veraltet“ bedeuten, „das wäre ich“, aber auch überflüssig: „Das bin ich nicht.“
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