piwik no script img

Die CDU in der Landtagswahl SachsenVerloren und doch gewonnen

Jede dritte Stimme ging in Sachsen an die CDU. Das ist deutlich weniger als im Jahr 2014, aber trotzdem ein Erfolg. Es hätte schlimmer kommen können.

Trotz der Verluste ist die CDU in Sachsen immer noch stärkste Kraft Foto: dpa

Dresden taz | Vor der 18-Uhr-Prognose war die Spannung auf der Fraktions­etage der CDU und im Landtagsrestaurant Chiaveri, ihrem Versammlungsort, geradezu körperlich spürbar. Draußen rollte der Donner der Gewitter an, die am Nachmittag über Dresden hinwegzogen. Drinnen brach sich um Punkt 18 Uhr ein Jubelsturm Bahn. Die rund 33 Prozent der Prognose liegen zwar 6 Prozentpunkte unter dem Wahlergebnis der CDU von 2014, aber deutlich über den Erwartungen.

Der zweitstärkste Beifall brandete auf, als die FDP-Pro­gnose mit 4,5 Prozent den Nichteinzug der Liberalen signalisierte. Offenbar ist den meisten CDU-Anhängern die schwarz-gelbe Koalition der Jahre 2009 bis 2014 in unangenehmer Erinnerung geblieben. Bekümmertes Raunen dann aber doch bei der so nicht erwarteten Höhe des AfD-Ergebnisses.

Davon ließ sich Ministerpräsident Michael Kretschmer bei seinem Auftritt mit der gesamten Landesspitze eine Viertelstunde später nicht beeindrucken. „Das freundliche Sachsen hat gewonnen“, sagte er und genoss dabei sichtlich den Beifall. Von Sachsen gehe die Botschaft aus, dass es „eine große Mehrheit von Menschen gibt, die positiv für dieses Land eintreten“. Kretschmer war aber auch die Erleichterung darüber anzumerken, dass die CDU bei dieser „besonderen Wahl“ doch noch stärkste Partei wurde und zum siebten Mal einen Regierungsauftrag für Sachsen erhalten hat.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

„Stärkste Kraft für Sachsen“: Mit Riesenplakaten ihres Spitzenkandidaten und mit diesem Slogan hatte die sächsische Union in der letzten Woche noch kräftig geklotzt. Im Internet platzierte die CDU eine kurze Videobotschaft Michael Kretschmers. Sie bot an, dass jeder neu gewonnene Wähler eine persönliche Nachricht von ihm erhält. Kampf um jeden Einzelnen. Mit einem gewissen Erfolg. Im Schlussspurt lag die Union vorn, nachdem die Umfragen wochenlang ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der AfD signalisiert hatten.

Aus Sicht der CDU ist das Ergebnis zumindest eine bescheidene Belohnung für den extremen Einsatz vor allem ihres Frontmannes und Ministerpräsidenten. Den Dialog mit jedem Bürger auch an den entferntesten Orten des Landes pflegten Kretschmer und sein Kabinett schon seit seinem Amtsantritt im Dezember 2017. Der relative Erfolg der Union könnte aber auch dem klaren Abgrenzungskurs gegenüber der AfD und dem Rechtsextremismus insgesamt zugeschrieben werden. Kretschmer ist es gelungen, hier stärker als seine Vorgänger Position zu beziehen und dennoch konservative Wähler nicht zu verschrecken. Auch seine Nähe zum Merkel-Kurs ist anders als erwartet nicht abgestraft worden.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Einfacher ist eine Regierungsbildung in Sachsen unter erneuter Führung der CDU mit dem voraussichtlichen Wahlergebnis trotzdem nicht geworden. Für eine Kenia-Koalition mit Grünen und SPD könnte es trotz des enttäuschenden Ergebnisses der potenziellen Partner wahrscheinlich reichen. Insbesondere mit den Grünen dürfte aber heftig gerungen werden. „Wir gehen mit Demut an die Arbeit“, ließ der voraussichtlich alte und neue Ministerpräsident den Ernst der Situation ahnen. Schwarz-Blau dürfte damit endgültig kein Thema mehr in Sachsen sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.