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Die AfD im EuropaparlamentBernd Lucke und das liebe Geld

Der Chef der Alternative für Deutschland wurde als Vize-Vorsitzender im Wirtschafts- und Währungsausschuss vorgeschlagen. Dort wäre er für den Euro zuständig.

Nicht Künstler oder Barkeeper, sondern Euro-Hüter könnte er werden Bild: dpa

STRASBURG afp | Der Chef der Alternative für Deutschland (AfD), Bernd Lucke, ist im Europaparlament für den Posten des Vize-Vorsitzenden im Wirtschafts- und Währungsausschusses nominiert worden.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (SZ) hat ihn die europaskeptische Fraktion der „Europäischen Konservativen und Reformer“ vorgeschlagen, der sich die sieben AfD-Abgeordneten angeschlossen haben. Die Ausschussposten im Europaparlament werden üblicherweise gemäß der Fraktionsstärke im Konsens verteilt.

Die Fraktion der „Europäischen Konservativen und Reformer“ ist mit 70 Abgeordneten, unter ihnen die britischen Konservativen, die drittstärkste Gruppe im Straßburger Parlament. Daher kann sie gemäß dem sogenannten Zugriffsverfahren den Vize-Vorsitzenden des Ausschusses – der für den Euro zuständig ist - nominieren. Im Europaparlament ist die Nominierung Luckes allerdings äußerst umstritten.

„Solange Herr Lucke für den Austritt einzelner Länder aus dem Euro plädiert, kommt er für den Vizevorsitz des Währungsausschusses nicht infrage“, sagte der Finanzpolitiker der Grünen im Europaparlament, Sven Giegold, der SZ. Die Wahl der Ausschussvorsitzenden ist für den kommenden Montag in Brüssel geplant.

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6 Kommentare

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  • Hier eine kritische Analyse zur AfD und ihren beiden Flügeln, dem der Wirtschaftsliberalen und dem der National-Konservativen: http://politischer-spielraum.de/?p=827

  • Grundsätzlich ist es ja schon richtig, da Wirtschaftswissenschaftler, Makroökonomen hinzuschicken...

  • Schon putzig, wenn ein Mitglied der sechstgrößten Fraktion von sieben bestimmen will, wen die drittgrößte Fraktion nominiert oder nicht nominiert.

    Vielleicht sagt ja mal irgendwer aus der eigenen Fraktion Herrn Giegold, wie lächerlich er sich und die Grünen mit solcher Wortwahl macht.

    "Ich halte ihn nicht für geeignet" wäre ja noch Meinung, wenngleich keine unbedingt maßgebliche - "er kommt nicht infrage" klingt angesichts der Fraktionsstärke der Grünen einfach nur überkandidelt.

  • "europaskeptische Fraktion der „Europäischen Konservativen und Reformer"

     

    Erstens, es gibt niemanden, der "europaskeptisch" ist, nur "EU" skeptisch. Denn Europa ist ein wunderbarer Kontinent, die EU eine Freihandelszone, zu der längst nicht alle europäischen Staaten gehören.

     

    Zweitens, Prof. Lucke plädiert gar nicht für den Austritt einzelner Länder aus dem Eurogebiet. Würde er (nur) dies tun, würde der Erfolg der Alternative für Deutschland ganz schnell zu Ende sein. Prof. Lucke plädiert für wirtschaftliche Vernunft, in Form einer geordneten Auflösung der Eurozone. Ich zitiere aus den Leitlinien der AfD:

     

    "Wir fordern eine geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebietes. Deutschland braucht den Euro nicht. Anderen Ländern schadet der Euro."

     

    Seine Aufgabe wird es sein, vorstehendes den Ausschussmitgliedern wissenschaftlich fundiert darzulegen. Ich wünsche ihm viel Erfolg dabei, es besteht noch Hoffnung auf ein Ende mit nicht so großem Schrecken, wenn es alle verstanden haben, was der Euro anrichtet und schon angerichtet hat.

    • @Marktliberaler:

      Gut, als "Marktliberaler" den Herrn marktradikalen Prof. gut zu finden ist konsequent, da bleiben sozusagen die Gesinnungstäter unter sich. 99% des AfD-Wahler-Fußvolks hat jedoch nicht die Bohne Ahnung von dessen wirtschaftspolitischer Ideologie. Hauptsache ein Professoren-Titel, ein "Makroökonom", wie der Herr oben ehrfürchtig sagt. Konservative sind eher obrigkeitsgläubig und überantworten sich ja schon mal gerne selbst-eingebildeten "Autoritäten". Luckes ideologisches Rüstzeug mit seiner marktradikalen Turbokapiatlismus-Ausrichtung deckt sich mit der seiner britischen Tory-Fraktionskollegen. Die haben seit Thatcher das Land an die Finanzindustrie als einzige "wertschöpfende" Industrie verhökert und sich zum Sklaven gemacht. Heuschrecken als Idealbild. Peinlich wird´s, wenn das AfD-Stimmvieh aber solchen Rattenfängern nachläuft. Ob sich z.B. die bei der BT-Wahl 2013 übergeschwenkte Wählermasse von "Linke" zur AfD bewusst war, welche unsozialen Konzepte Lucke vertritt, ist arg zu bezweifeln. Wenn die Lodenmantel-"Leistungsträger"-Fraktion oder Focus-Money-Fanboy-Truppe denen nachlaufen, verstehe ich das ... aber das Fußvolk ... ??? Klarer Fall von zuviel BILD gelesen oder bedenklicher Ahnungslosikeit...vorsichtig ausgedrückt.

    • @Marktliberaler:

      Aber die TAZ wäre keine Zeitung ohne stumpfe Verallgemeinerung und billige Meinungsmache. Mich wundert fast das "Eurohasser" im Artikel nicht vorkommt.